Deutsche Bahn soll neues Schienennetz in Ägypten betreiben

In Ägypten soll ein neues, für höhere Geschwindigkeiten geeignetes Schienennetz entstehen. Gebaut wird es von Siemens, betreiben soll es eine DB-Tochter.

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Die ägyptische Bevölkerung wächst, es droht ein Straßenverkehrskollaps, meint die Deutsche Bahn.

(Bild: Deutsche Bahn)

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Die Deutsche Bahn soll das in Ägypten geplante neue Hochgeschwindigkeitsschienennetz betreiben. Diesen Auftrag habe die Bahn-Tochter DB International Operations (DB IO) von der ägyptischen Regierung bekommen, teilte das Unternehmen mit.

Das Geschäft wurde auf der momentan im ägyptischen Scharm el Scheich stattfindenden Weltklimakonferenz abgeschlossen. Der Auftrag habe eine Laufzeit von 15 Jahren und ein Volumen im einstelligen Milliardenbereich, teilte die Deutsche Bahn mit.

Ein Konsortium um Siemens Mobility soll die Infrastruktur für die geplanten 2000 Streckenkilometer errichten und die Fahrzeuge für den Personenverkehr sowie Güterlokomotiven liefern. Diesen Auftrag hatte die ägyptische Regierung bereits im Mai dieses Jahres erteilt, er hat ein Volumen von umgerechnet 8 Milliarden Euro.

DB IO übernimmt den Betrieb von Infrastruktur und Fahrzeugen für den Hochgeschwindigkeits-, Regional- und Güterverkehr sowie die Instandhaltung der Stationen und Depots. Dafür geht DB IO ein Joint Venture mit dem ägyptischen Unternehmen Elsewedy Electric (EE) ein.

Das neue Netz soll das größte Bahnprojekt in der Geschichte Ägyptens und das sechstgrößte Hochgeschwindigkeitsnetz der Welt werden. Die erste Linie soll ab 2025 die Metropolregionen Alexandria, Kairo und New Administrative Capital verbinden, wo im Januar 2023 Ägyptens neue Hauptstadt offiziell eröffnet werden soll ("Suez-Kanal auf Schienen"). Mit zwei weiteren Strecken und 60 Stationen sollen Kairo und Abu Simbel sowie Luxor mit Hurghada am Roten Meer verbunden werden. Dann sollen 90 Prozent der ägyptischen Bevölkerung Zugang zu dem neuen Netz haben.

(Bild: Deutsche Bahn)

Es werde damit gerechnet, dass die ägyptische Bevölkerung von derzeit 105 Millionen Menschen auf 160 Millionen im Jahr 2050 wachsen werde, dadurch könne der Straßenverkehr überlastet werden, schreibt die Bahn. Insofern sei das neue Bahnsystem eine "zentrale Säule im nachhaltigen Ausbau der öffentlichen Verkehrsinfrastruktur Ägyptens". Allein durch die Linie 1 werde für 30 Millionen Menschen die Reisezeit halbiert. Gleichzeitig werde die Verkehrssicherheit verbessert die Luftverschmutzung eingedämmt.

Die Deutsche Bahn versichert, das einheimische Bahnsystem werde von dem ägyptischen durch Technologie- und Wissenstransfer profitieren. Die erwirtschafteten Gewinne sollen in Deutschland reinvestiert werden. DB IO ist spezialisiert auf Betrieb und Instandhaltung von internationalen Schienenverkehrssystemen. Nach Großaufträgen in Kanada und Indien ist das Vorhaben in Ägypten das dritte große internationale Verkehrsprojekt für die DB IO im Jahr 2022.

Die vorhandene Infrastruktur in Ägypten ist völlig überlastet, hieß es im Juni dieses Jahres von der Tagesschau. Sie zitierte Nabil El-Hady, Professor für Architektur und nachhaltige Stadtplanung an der Cairo University, für den es sinnvoller wäre, in Regionalzüge zu investieren, anstatt ein komplett neues Bahnnetz zu bauen. Den Schienenverkehr könnten sich ohnehin nur wenige Menschen in Ägypten leisten.

(anw)