Deutsche Telekom im Kaufrausch

Die Deutsche Telekom will nun offensichtlich langsam damit ernst machen, die internationale Expansion in die Tat umzusetzen.

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Von
  • Jürgen Kuri

Die Deutsche Telekom will nun offensichtlich langsam damit ernst machen, die Ankündigungen einer internationalen Expansion in die Tat umzusetzen. Nach verschiedenen Zeitungsberichten möchte der rosa Riese sowohl den britischen Internet-Provider Freeserve als auch eine größere amerikanische Telekom-Firma übernehmen.

Der Spiegel berichtet in seiner Ausgabe vom kommenden Montag, dass die Übernahme von Freeserve, dem größten britische Internet-Dienstleister, in den nächsten Tagen besiegelt wird. Damit solle die Position der Internet-Tochter T-Online gestärkt werden, die bislang fast nur auf dem deutschen Markt vertreten ist – hier zu Lande lässt sie den Konkurrenten AOL zwar weit hinter sich, im internationalen Geschäft kann T-Online dem amerikanischen Online-Dienst aber nicht das Wasser reichen.

Nach einem Bericht der Washington Post erklärte zudem Jeffrey A. Hedberg, bei der Telekom für die internationalen Operationen zuständig, der deutsche Konzern wolle sich in den rasch wachsenden amerikanischen Mobilfunkmarkt einkaufen. Sie wolle sich aber auch ein US-Unternehmen sichern, das über ein erhebliches Internet- und Telefonnetz auf dem größten Markt verfüge. Als Kaufobjekte kommen der US-Konzern Sprint, aber auch andere amerikanische Telekom-Unternehmen in Betracht.

"Sprint wäre interessant", sagte Hedberg. "Die sind gut gemanagt. Es ist ein gutes Unternehmen... Sie haben die Fähigkeit, multinationalen Kunden Dienstleistungen zu bieten." Er lehnte nach dem Bericht der Washington Post jedoch ab, definitiv zu sagen, ob die Deutsche Telekom Sprint oder Anteile daran übernehmen wolle, falls die Großfusion mit dem US-Konzern WorldCom an den Wettbewerbshütern scheitert oder der Verkauf wichtiger Kernsparten nötig wird.

Hedberg habe geprahlt, er könne jede der großen US-Telekomfirmen haben, angefangen bei AT&T über SBC Communications und BellSouth bis hin zu WorldCom selbst, schreibt das amerikanische Blatt. Mit einem Börsenwert von 200 Milliarden US-Dollar habe die Deutsche Telekom die Währung, um zu kaufen was sie wolle. "Wir werden all solche Möglichkeiten untersuchen", sagte Hedberg. Jede Gesellschaft, die einen direkten Weg zu Unternehmenskunden in wichtigen Märkten biete und über eine starke Verkaufs- und Marketingmannschaft verfüge, sei eine Möglichkeit. Hedberg unterstrich, dass ein Joint Venture auf keinen Fall in Frage komme. Die Deutsche Telekom wolle volle Kontrolle über jeden Weg haben, den sie einschlage. (jk)