Cebit

Die CeBIT ächzt unter der Wirtschaftskrise

Kurz vor der Eröffnung der größten Computermesse der Welt üben sich Messegesellschaft und Branchenverband in vorsichtigem Optimismus. Die CeBIT soll trotz Krise und Ausstellerschwund ein Aufbruchssignal setzen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 88 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • dpa

Die Zeichen der Krise sind allgegenwärtig. Auch die CeBIT in Hannover als größte Computermesse der Welt bleibt in diesem Jahr von der globalen Wirtschaftsflaute nicht verschont. Bereits vor einigen Jahren hatte – auch bedingt durch den wachsenden Wettbewerb mit anderen großen Messen – ein langsamer Ausstellerschwund eingesetzt. In diesem Jahr spitzte sich die Lage allerdings dramatisch zu. Insgesamt wird die Zahl der Aussteller um 25 Prozent einbrechen, lauten die jüngsten Schätzungen der Deutschen Messe AG. Die Ausrichter hoffen nun, für die Branche ein Signal des Aufbruchs zu setzen und Wege aus der Krise aufzeigen zu können.

Angesichts der Weltwirtschaftskrise seien auch 4300 Aussteller immerhin ein noch Erfolg, heißt es aus Hannover. Das Gros der Aussteller, die der Messe in diesem Jahr fernbleiben, seien vor allem kleinere Hersteller aus Asien. Die wichtigsten großen Unternehmen würden aber wieder nach Hannover kommen. Allerdings bleiben der Messe in diesem Jahr tatsächlich auch Schwergewichte wie Samsung oder Toshiba fern. Zugleich wollen die CeBIT-Macher unter dem Stichwort "Webciety" (Kunstwort aus "Web" und "Society") auch kleine und größere Unternehmen aus der Internet-Branche anlocken, die bislang nicht zu den traditionellen Ausstellern zählen.

"Die Hightech-Industrie steht im Vergleich zu vielen anderen Branchen noch recht gut da", sagt Bernhard Rohleder, Hauptgeschäftsführer des Branchenverbands Bitkom. Der Informationstechnologie- und Kommunikationsbranche komme bei der Bewältigung der Krise derzeit auch eine Schlüsselrolle zu. Viele kleine und große Unternehmen investieren gerade jetzt in neue IT-Systeme, um Kosten zu senken und in der angespannten Geschäftssituation weiter konkurrenzfähig zu bleiben.

Auch wenn die ITK-Industrie anders als andere Branche wie etwa die Auto-Industrie bislang weitgehend von drastischen Einbrüchen verschont blieb, sehen die Prognosen allerdings nicht überall rosig aus. Im weltweiten PC-Markt waren die Wachstumsraten zum Beispiel nach Erhebungen von Marktforschern im vierten Quartal 2008 drastisch eingebrochen. In der Unterhaltselektronik wird trotz eines weiter guten Weihnachtsgeschäfts für das laufende Jahr zumindest eine Delle erwartet. Nach Einschätzung von Rohleder dürfte auch die Telekom-Industrie wegen Investitionen in neue Netze mit einem kleinen Minus rechnen.

Der Markt für IT-Infrastruktur wird sich nach Einschätzung des Marktforschungsinstituts Gartner dank der anhaltenden Investitionsbereitschaft in Unternehmen trotz Krise weiter gut entwickeln. Von öffentlichen Institutionen wird dabei der stärkste Zuwachs bei den IT-Ausgaben erwartet. Die Branche werde unter anderem von Investitionen in das Gesundheitswesen profitieren, schätzt Gartner. Eine weltweite Umfrage unter mehr als 3600 IT- Verantwortlichen in Unternehmen ergab allerdings auch, dass die geplanten Ausgaben für Informationstechnologie in diesem Jahr voraussichtlich in etwa auf dem Niveau des Vorjahres bleiben werden.

Mit den Themenschwerpunkten Green IT, elektronische Gesundheitssysteme ("eHealth"), IT-Sicherheit und "Webciety" will sich die CeBIT in diesem Jahr auch in der Krise behaupten. Die Messe hatte bereits im vergangenen Jahr versucht, ihr Profil als reine Business-Messe zu schärfen und ist mit einem runderneuerten Konzept gegen den wachsenden Wettbewerb anzutreten. Die Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas, die Mobilfunk-Messe Mobile World Congress in Barcelona und nicht zuletzt die inzwischen jährlich stattfindende IFA in Berlin hatten sich in der Vergangenheit immer mehr zur Konkurrenz im Kampf um die Gunst der Aussteller erwiesen.

Unter dem Stichwort "Webciety" sollen in diesem Jahr erstmals auch Unternehmen aus der wachsenden Internet-Wirtschaft eingebunden werden. Wirtschaft sei heute ohne das Netz ebenso wenig denkbar wie Bildung, Infrastruktur oder Verwaltung, so die Messe-Ausrichter. Mit einem flexiblen Konzept soll dabei auch kleineren Unternehmen eine Messe-Präsenz ermöglicht werden. Erstmals werden auch der Internet- Konzern Yahoo! sowie Vertreter der inzwischen zu Google gehörenden Video-Plattform YouTube in Hannover erwartet. Aus dem diesjährigen Partnerland Kalifornien wurde der Gouverneur Arnold Schwarzenegger eingeladen. (Renate Grimming, dpa) / (vbr)