Dienstag: Hin und Her um E2E-Verschlüsselung, KI-Pionier warnt vor KI
Kritik an Chatkontrolle + KI-Pionier Hinton verlässt Google + Telegram-Sperre aufgehoben + Wüsten-Solaranlage geht ans Netz + Twitter führt Zahlfunktion ein
In den USA wird ein neuer Gesetzesentwurf eingebracht, der Online-Dienste für Kindesmissbrauchsmaterial haftbar machen soll. Manch ein Senator will sich vor den anstehenden Kongresswahlen als Kinderschützer profilieren. Im EU-Ministerrat dagegen mehren sich die Kritiker einer solchen Chatkontrolle. Der angesehene Forscher Geoffrey Hinton hat seinen Job bei Google gekündigt, um vor den Risiken der künstlichen Intelligenz zu warnen. Und ein Gericht in Brasilien hat die dortige Sperrung des Messengerdienstes Telegram wieder aufgehoben. Dieser hatte sich geweigert, Daten von Neonazis herauszugeben – die wichtigsten Meldungen im kurzen Überblick.
Die Debatte um Chatkontrolle nimmt wieder Fahrt auf. Dabei geht es um die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung (E2E) von Messengerdiensten. In den USA wurde gerade erst ein neuer Gesetzesentwurf eingebracht, der Online-Dienste für "Material über sexuellen Kindesmissbrauch" haftbar machen soll. In Europa dagegen haben sich mittlerweile mehrere EU-Mitgliedsstaaten gegen die Chatkontrolle positioniert. Denn ein solches Gesetz würde dazu führen, dass jede Chat-Message, jedes Foto und jede andere Datei anlasslos durchsucht wird. Die Vorauswahl der Bilder wiederum würde ein Algorithmus der "Künstlichen Intelligenz" (KI) durchführen. Die Ergebnisse hängen aber ganz von der Qualität der Datenbasis ab, die zum Training der Algorithmen benützt wird. Die Resultate wiederum sind für niemanden nachvollziehbar. Chatkontrolle: Transatlantisches Hin und Her um E2E-Verschlüsselung
Aber nicht nur bei der Chatkontrolle gibt es Vorbehalte gegen KI. Auch KI-Forscher selbst äußern Bedenken. Geoffrey Hinton ist einer der renommiertesten Forscher im Bereich der künstlichen Intelligenz. Nun hat der 75-jährige seinen Job bei Google gekündigt, damit er sich frei über die Risiken der künstlichen Intelligenz äußern kann. Das sagte er der New York Times in einem Interview. Ein Teil von ihm bedauere nun sein Lebenswerk, sagte er gegenüber der Zeitung. KI-Pionier Hinton verlässt Google, um unabhängig über Risiken der KI zu reden
In Brasilien ermittelt die Bundespolizei derzeit zu mehreren bewaffneten Angriffen auf Schulen und Kindergärten, die in den vergangenen Monaten stark zugenommen haben. Bei einer Schießerei an einer Schule im November hatte ein ehemaliger Schüler mit einer halbautomatischen Pistole drei Menschen erschossen und 13 verwundet. Es wird vermutet, dass der 16-jährige Täter Mitglied von extremistischen Kanälen auf Telegram war, in denen mutmaßlich zu Gewalttaten in Schulen aufgerufen wurde. Die Bundespolizei forderte Telegram auf, Daten zu Chatgruppen von Neonazis herauszugeben. Der Messengerdienst weigerte sich und wurde landesweit gesperrt. Nun hob ein Gericht die Sperrung wieder auf. Gelöst ist der zugrunde liegende Konflikt damit aber nicht. Telegram-Sperre in Brasilien wieder aufgehoben
Das Projekt ist Bestandteil eines Gesamtplans mit dem Ziel, den CO₂-Ausstoß der chinesischen Wirtschaft zu drücken: In der vergangenen Woche ging der erste Bauabschnitt eines Solarkraftwerks in der Tengger-Wüste südlich der Inneren Mongolei in China ans Netz. Baustart war im September vergangenen Jahres. Der erste Abschnitt umfasst eine installierte Leistung von einer Million Kilowatt. Die zuständige Behörde rechnet mit einem Ertrag von 1,8 Milliarden Kilowattstunden pro Jahr. China bringt ersten Abschnitt einer Wüsten-Solaranlage ans Netz
Auch in der Endlos-Saga "Wie lässt sich mit Twitter Geld verdienen?" seit der Übernahme des Kurznachrichtendienstes durch den US-Milliardär Elon Musk gibt es ein neues Kapitel. Musk hat via Twitter für Mai eine neue Funktion angekündigt, über die Verleger Bezahlinhalte in der Plattform einstellen können. Nutzerinnen und Nutzer könnten dann längere Einzelartikel mit einem Bezahlklick kaufen, ohne ein monatliches Abo abschließen zu müssen. Twitter führt Ein-Klick-Zahlfunktion für Artikelabruf ein
Auch noch wichtig:
- Trocken und klimafreundlich: Auf 300 Metern Radweg erzeugt Photovoltaik Energie im urbanen Raum. Die Stadt Freiburg will so Vorreiter in der Energiewende sein. Intelligente Flächennutzung: Freiburg überdacht Messe-Radweg mit Solarplatten
- Der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband dringt auf besser hörbare Fahrzeuggeräusche von Elektroautos, das vorgeschriebene Warnsystem Avas sei zu leise. Unfallforscher bestätigen: E-Autos sind zu leise und gefährden Sehbehinderte
- Die Warnfunktion der Corona-Warn-App ist abgeschaltet, ab Juni geht sie in einen Schlafmodus und bekommt keine Updates mehr. Corona-Warn-App: Keine Warnungen mehr, nur noch Verwaltung der Impfzertifikate
- Ein neuer Dienst von Tencent Cloud kann anhand von dreiminütigen Videos und 100 Sprachclips innerhalb von 24 Stunden einen menschenähnlichen Bot erstellen. Gefahr von Deepfakes: Chinas Tencent kreiert günstig digitale Menschen
- Die Europäische Weltraumagentur ESA meldet, dass eine Antenne klemmt, die in das Eis von Jupitermonden eindringen soll. Ein kleiner Stift sitzt offenbar fest. Juice: Wichtige Radarantenne an Europas Jupiter-Raumsonde fährt nicht aus
(akn)