"Doom Eternal" im Test: Rhythmus im Blut

Seite 2: Ein Hauch von RPG

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Neben Sammel-Gegenständen ohne Nutzen findet man in den Nischen und Winkeln der Doom-Eternal-Levels auch Items, die sich in das Skillsystem speisen. Waffenmods, Waffenpunkte, Prätorenanzugsmarken, Wächterkristalle und Runen können allesamt neue Perks, Boni und Fähigkeiten freischalten – das hätte id Software auch etwas übersichtlicher lösen können.

Gerade die Waffenmods und Waffenpunkte sind wichtig, weil sie dem umfangreichen Wummen-Arsenal alternative Feuermodi spendieren, die beim Kampf gegen spezielle Dämonen extrem hilfreich sein können. Alle Waffenmods lassen sich weiter verbessern, indem man spezielle Herausforderungen abschließt. Das sorgt für zusätzliche Motivation beim Spielen und Erkunden. Wer schnurstracks auf schnellstem Weg zum Ziel eilt, verpasst eine Menge nützlicher Gegenstände und wird in den späteren Levels Probleme bekommen.

Abgesehen vom ausgebauten Platforming unterscheiden sich die Level in Doom Eternal nicht groß von denen des Vorgängers. Hüpferei und Ballerei wechseln sich im angenehmen Tempo ab, ein paar kleine Twists wie aktivierbare Dämonenfallen und abbremsenden Schleim hat id Software auch über die Kampagne verstreut. Was mit Ausnahme der drei ordentlichen Bosskämpfe leider fehlt, sind die großen Überraschungsmomente: Im Kern spielen sich alle Missionen in Doom Eternal recht ähnlich. Sie sind ansehnliche Bühnen für das Shooter-Kerngeschäft, lassen aber spielerische und erzählerische Alleinstellungsmerkmale vermissen.

Etwas blass bleibt auch die Handlung von Doom Eternal: Drei Höllenpriester sollen erledigt werden, um die fortgeschrittene Höllifizierung der Erde zu stoppen, die "Khan Makyr" aufzuhalten und am Ende, versteht sich doch von selbst, das Universum zu retten. Es gibt auch ein paar Zwischensequenzen, die zum Glück aber kurz gehalten sind. Meistens beschränkt sich die Erzählung auf ein paar Mitstreiter, die dem Spieler in einer recht steifen deutschen Übersetzung Exposition ins Ohr quasseln.

Einen der drei Höllenpriester bekommt der Doom-Slayer schon nach wenigen Spielminuten in die Pranken. Die Story-Kampagne lässt sich in etwa 15 Stunden durchspielen, danach können Level auf Wunsch mit Modifikatoren neu gestartet werden.

(Bild: heise online)

Es tut dem Spielspaß keinen Abbruch, die Story weitgehend zu ignorieren. Eingefleischte Doom-Fans können aber Kodex-Einträge sammeln und darin jede Menge Infos zur Hintergrundgeschichte finden. Gerade die späteren Levels leisten eine Menge Fan-Service, über den sich Nostalgiker freuen werden. Zwischen den Missionen kehrt man zur Heimatbasis "Doom Fortress" zurück, wo man neue Rüstungen freischalten und bereits abgeschlossene Einsätze nochmal starten kann – auf Wunsch auch mit aktivierten Cheats.

Während man in Doom 2016 entweder über den dunkelroten Mars oder durch die dunkelrote Hölle stapfte, bekommt man in Doom Eternal auch grasüberwucherte Stadtruinen und futuristische Tempel zu Gesicht, zwischendurch darf man sogar kurz in Wasser und Galle abtauchen. Alle Level sind hübsch oder angemessen abstoßend anzuschauen.

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Doom Eternal Crunch

Technisch ist Doom Eternal sowieso eine Wucht: Der Shooter wird von der Engine id Tech 7 angetrieben, die einen guten Kompromiss zwischen visueller Pracht und Spielbarkeit findet. Weil man zahlreiche Einstellungen feinjustieren kann, kriegt man Doom Eternal auch auf etwas älteren Systemen gut zum Laufen – im Effektfeuer der chaotischen Kämpfe kann die Framerate aber absacken. Auf PS4 und Xbox One peilt Doom Eternal 60 Bilder pro Sekunde an, mit weniger sollte man sich wegen des hohen Spieltempos auch nicht zufriedengeben. Auf dem PC stürzte Doom Eternal im Lauf der Kampagne dreimal ab, wegen des fairen Speichersystems ging dabei aber kaum Fortschritt verloren. Davon abgesehen traten bei der Testversion keine Bugs oder technischen Probleme auf.

Bis man den Spielfluss von Doom Eternal verinnerlicht hat, braucht es etwas Eingewöhnungszeit. Aber es lohnt sich: Kein anderer Shooter besitzt diese Wucht, diesen Mix aus ungestümer Gewalt und Finesse, dieses fulminante Baller-Gefühl. id Software hat es geschafft, das hochgelobte Doom 2016 in allen Bereichen aufzumöbeln. Doom Eternal ist lauter, aufregender und besser als der Vorgänger, weil die bereits vorhandenen Spielmechaniken konsequent zu Ende gedacht wurden.

Auch die längere Kampagne, die größere Anzahl an Dämonen und das aufgemotzte Waffenarsenal verhelfen der Kult-Reihe zu neuen Höhen – trotz der berechenbaren Geschichte und der etwas abwechslungsarmen Levels. Hat man Doom Eternal erstmal gemeistert, fühlen sich andere Shooter plötzlich ziemlich blutleer an.

Doom Eternal erscheint am 20. März für PC, Xbox One, PS4 und Google Stadia. Eine Switch-Version soll folgen. USK: ab 18. Der Mehrspieler-Modus wird erst zum Release freigeschaltet und konnte für den Test nicht berücksichtigt werden.

(dahe)