Dschingis Khan und die Schlammschlacht um PeopleSoft
Trotz erster Anzeichen, dass PeopleSoft bei einem angemessenen Preis der Übernahme durch Oracle nachgeben würde, gehen die gerichtlichen Auseinandersetzungen weiter.
Der ehemalige PeopleSoft-Chef Craig Conway hat im Handelsgericht von Delaware zu seiner Strategie ausgesagt, die Übernahmebestrebungen Oracles abzuwehren. Er habe versucht, das Angebot zu verunglimpfen, berichten US-amerikanische Medien. Das sei Teil des Plans gewesen, die Übernahme zu blockieren. Oracle war im November vorigen Jahres vor das gleiche Gericht gezogen, um eine einstweilige Verfügung gegen Rabattversprechen zu erwirken. Nun wollte Oracle von Conway genauere Informationen über die Strategie von PeopleSoft erhalten.
Für eine humorige Note sorgte nun vor Gericht das Eingeständis Conways, Oracle-Chef Larry Ellison mit dem Mongolenführer Dschingis Khan verglichen zu haben. Das hat den Richter laut den Berichten zu der Anmerkung verleitet, ob Ellison denn ebenfalls rohes Fleisch esse, das er zuvor unter seinen Sattel gesteckt hatte. Ellison, der früher Vorgesetzter von Conway bei Oracle gewesen war, sei durchaus mit dem Vergleich einverstanden gewesen, meinte wiederum Conway. Er gab zu, Oracle als "soziopathische Firma" bezeichnet zu haben, bestritt aber, Ellison direkt als Soziopathen tituliert zu haben.
In der Übernahmeschlacht wurde aber nicht nur von einer Seite mit Schlamm geworfen. Drei Tage vor der Veröffentlichung des Übernahmeangebots, also am 3. Juni 2003, habe Oracles Chef-Vermarkter Mark Jarvis in einer internen E-Mail geschrieben, dass sein Unternehmen unter PeopleSoft-Anlegern und -Kunden Fear, Uncertainty and Doubt (FUD) streuen wolle, berichtet das Newsmagazin CNet.
Bis zu seiner Entlassung vorige Woche hatte sich Conway mit aller Macht gegen die Übernahme durch Oracle gestemmt. Der PeopleSoft-Konkurrent hatte seine erste Offerte im Juni 2003 abgegeben. Nach Conways Demission scheint nun der Widerstand zu bröckeln: Man sei zu Gesprächen bereit, wenn der Preis stimme, erklärte Steve Goldby vom PeopleSoft-Verwaltungsrat kürzlich. Derweil hat die Europäische Kommission die Überprüfung des Übernahme-Angebots wieder aufgenommen. Der neue Termin für eine Entscheidung sei der 9. November, teilte die Kommission heute in Brüssel mit. Die Prüfung war im April unterbrochen worden. (anw)