Ducati kündigt Offroad-Engagement an​

Der Straßensportspezialist Ducati kündigt an, im Motocross antreten zu wollen und Offroad-Motorräder zu entwickeln. Tony Cairoli wird Entwicklungsleiter.​

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Ducati Motocross

(Bild: Ducati)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Clemens Gleich

Ducati hat verkündet, worüber lange gemunkelt wurde: Das Offroad-Engagement der Firma ist offiziell. Der Hersteller sportlicher Straßenmotorräder hat zwei Jahre lang an einem Prototypen fürs Motocross (MX) gearbeitet, der 2024 in der italienischen MX-Meisterschaft sein Debüt haben soll. Ziel sei es, "die technischen Lösungen des Motorrades im Rennbetrieb zu validieren", bedeutet vor allem: Die Motoren werden aus Traditionsgründen eine desmodromische Ventilsteuerung erhalten, die sich nun im Offroad-Sport bewähren soll. Der neunfache MX-Weltmeister Antonio "Tony" Cairoli wird von KTM zu Ducati wechseln, um die Entwicklung zu leiten. Für die Autoleser: Diese Meldung ist im Zweiradbereich ein bisschen so, als würde Ferrari bekanntgeben, bei der Dakar antreten zu wollen, um sportliche Geländefahrzeuge anzubieten - und zwar Buggies und keine SUV. Ach ja: Man habe Seb Loeb als Entwicklungsleiter gewinnen können.

Wahrscheinlich geht es mit einem 450er-Crosser los, mit dem Ducati 2024 in der italienischen MX-Meisterschaft antreten wird. Dazu hat Ducati einen mehrjährigen Vertrag mit dem Team Madii Racing unterzeichnet und den achtfachen italienischen MX-Meister Alessandro Lupino als Fahrer verpflichtet. 2025 soll ein voller Einsatz in der Motocross-WM (MXGP-WM) folgen. Ab 2026 könnte ein technisch verwandter 250er-Crosser dazukommen, mit dem Ducati in der MX2-WM mitfahren kann. Ducatis neuer MX-Entwicklungs-Chef Tony Cairoli war lange Zeit eng mit KTM verbunden. Er hat sechs seiner Titel mit und für KTM geholt und hat nach dem Ende seiner Fahrerlaufbahn bei KTM als Team-Manager gearbeitet. Da dürfte Ducati einiges an Geld auf den Tisch gelegt haben, um Cairoli aus seiner orangen Familie herauszulösen.

Tony Cairoli äußerte zur Ankündigung auch ein wenig Nationalstolz: "Ich freue mich sehr, Teil des Ducati-Universums zu sein, das seit jeher ein Symbol für den italienischen Geist in der ganzen Welt ist. Ich fiebere diesem aufregenden und neuen Abenteuer entgegen, das zudem ein rein italienisches Projekt ist. Meinen Beitrag zur Entwicklung des Motocross-Bikes aus Borgo Panigale leisten zu können, ist für mich ein wahr gewordener Traum und macht mich sehr stolz."

Motocross ist spektakulär, jung und im Vergleich zu Straßen-Rennsport preiswert. Ducati und Triumph erhoffen sich hier einiges an Brand Building.

(Bild: Ducati)

Ducati erhofft sich vom MX-Engagement ähnliches wie Triumph: Mit einem im Vergleich zum Straßenrennsport vertretbaren Budget spektakuläres Medienmaterial zu generieren, das vor allem jüngere Menschen begeistert, die dann, so die Hoffnung, später im Leben einmal eine Triumph oder Ducati neu kaufen könnten. Trotz des Rückgangs von Zuschauerzahlen im Motorsport allgemein können große MX-Events sechsstellige zahlende Zuschauerzahlen an MX-Strecken locken, plus mediale Verbreitung. Interessant ist auch, dass Ducati einen neuen Hubkolbenmotor mit desmodromischer Ventilsteuerung entwickelt hat. Der Punkt, an dem elektrische MX-Rennmaschinen bei den 450ern oder den 250ern mithalten könnten, ist also offenbar auf absehbare Zeit noch nicht erreicht.

(cgl)