ETech: Mark Cuban im Copyright-Streitgespräch

Der Internet-Milliardär und EFF-Unterstützer Mark Cuban meint, YouTube müsse für Urheberrechtsverletzungen der User geradestehen. Vertreter der Electronic Frontier Foundation widersprachen. Die EFF verlieh zudem ihre Pioneer Awards.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Janko Röttgers

Im Anschluss an das offizielle Tagesprogramm der "Emerging Technology"-Konferenz fand am Dienstagabend im kalifornischen San Diego die Verleihung der 16. Pioneer Awards der Electronic Frontier Foundation (EFF) statt. Die Netzrechteorganisation ehrte damit in diesem Jahr den Kryptographie- und Sicherheitsexperten Bruce Schneier, den bekannten Juraprofessor Yochai Benkler und den Blogger und Science-Fiction-Autor Cory Doctorow.

Der Abend begann jedoch mit einem lebhaften Streitgespräch zwischen EFF-Anwalt Fred von Lohmann und Internet-Milliardär Mark Cuban. Cuban ist als langjähriger Unterstützer der Electronic Frontier Foundation bekannt. Unter anderem finanzierte er die Verteidigung des Tauschbörsen-Anbieters Grokster, der von der EFF pro bono vor Gericht vertreten worden war. In den letzten Monaten fiel Cuban jedoch immer wieder durch scharfe Kritik an Youtube und Google Video auf. So bezeichnete er das Auftreten Googles gegenüber Urhebern als arrogant. Viacoms Milliarden-Klage gegen die Video-Seite applaudierte er als gerechte Strafe für den Suchmaschinen-Konzern, dem er in Blog-Beiträgen zudem eine teure Niederlage prophezeite.

Fred von Lohmann argumentierte nun, dass eben diese Klage zu einer Aushöhlung des rechtlichen Schutzes führen könnte, den Internet-Firmen in den USA aufgrund des Digital Millennium Copyright Act (DMCA) genießen. Hosting-Anbieter können aufgrund des 1998 verabschiedeten Gesetzeswerks nicht für die Urheberrechtsverfehlungen ihrer Nutzer verantwortlich gemacht werden, wenn sie inkriminierende Werke auf Wunsch der Rechteinhaber fristgerecht entfernen. Nutzer von Seiten mit nutzergenerierten Inhalten würden jedoch früher oder später zwangsläufig Inhalte von dritten ins Netz stellen, erklärte von Lohmann. "Wenn Firmen für diese Fehler haften müssen, ist es für sie sehr schwer, im Geschäft zu bleiben."

Cuban hielt dagegen, dass sich Google im Falle YouTubes zu Unrecht auf den DMCA berufe. Das Gesetz bezieht sich seiner Auslegung zufolge auf Webhosting-Anbieter, denen die Identität ihrer Nutzer über Kreditkartenabrechnungen bekannt ist. "Ein Internet-Anbieter hat eine Geschäftsbeziehung zu seinen Kunden", betonte Cuban. Google erlaube es jedoch, mit falschen Daten und ohne jede Identitätsprüfung Inhalte hochzuladen. Die Firma baue damit wissentlich einen wesentlichen Teil ihres Video-Geschäftsmodells auf dem anonymen Austausch urheberrechtlich geschützter Werke auf. Der streitbare Netz-Milliardär stellte jedoch klar, dass es ihm nicht um die Schließung YouTubes geht. Sobald Google alle hochgeladenen Inhalte mit Filtern nach Urheberrechtsvergehen durchkämme, sei das Thema für ihn erledigt. "Ich wäre schon zufrieden, wenn sie alles nur kurz angucken", meinte Cuban.

Im Anschluss an die Debatte wurden die drei Preise für "Pioniere der digitalen Welt" verliehen. Bruce Schneier nutzte seine Dankesrede, um die zunehmende Bedeutung des Datenschutzes in allen Lebensbereichen zu unterstreichen. Dabei bezeichnete er die wachsende Daten-Sammelleidenschaft von Unternehmen und staatlichen Stellen als Umweltverschmutzung des Informationszeitalters. "Daten sind das fundamentale Problem dieses Jahrhunderts", erklärte Schneier. "An unserem Umgang damit wird sich entscheiden, was aus uns Menschen wird."

Zur sechsten Emerging Technologies Conference siehe auch:

Zur fünften Emerging Technologies Conference im vergangenen Jahr siehe auch:

(Janko Röttgers) / (jk)