EU-Bußgeld belastet Siemens-Bilanz

Zwar stieg der operative Gewinn um 51 Prozent, der Nettogewinn sank aber durch das EU-Bußgeld wegen Preisabsprachen um 16 Prozent. Den Autozulieferer VDO will Siemens an die Börse bringen, aber die Mehrheit an der Tochter behalten.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 43 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Jürgen Kuri

Eigentlich könnte die Siemens-Führung ja zufrieden sein: Bei allen Querelen unter anderem um die BenQ-Mobile-Pleite und den Korruptionsskandal bei dem Elektrokonzern konnte Siemens den operativen Gewinn im ersten Quartal des Geschäftsjahrs 2007 im Jahresvergleich um 51 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro steigern. Die Wettbewerbshüter der EU-Kommission verhagelten Siemens aber den Auftritt, mit dem das Management wohl auch die Aktionäre vor der Hauptversammlung etwas positiver zu stimmen hoffte: Wegen Preisabsprachen bei Hochspannungsschaltanlagen verdonnerte die EU-Kommission den Konzern zu einer Strafe von 419 Millionen Euro. Auch wenn Siemens dies für unberechtigt hält und vor dem Europäischen Gerichtshof dagegen klagt, hat dies keine aufschiebende Wirkung: Siemens muss erst einmal zahlen und weist aufgrund der Strafe eine Belastung von 423 Millionen Euro in der Bilanz aus. Der Nettogewinn nach Steuern sank daher im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahr um 16 Prozent auf 788 Millionen Euro.

Klaus Kleinfeld, Vorstandsvorsitzender von Siemens, hält das erste Quartal für einen "hervorragenden Start des Geschäftsjahrs 2007". Die Siemens-Führung verweist darauf, dass der Umbau des Konzerns, dem die Handysparte zum Opfer fiel und die zur Aufspaltung der Kommunikationssparte Com führte, erste Erfolge zeige. So stieg der Umsatz im ersten Quartal um sechs Prozent auf 19,068 Milliarden Euro, der Auftragseingang legte um rund vier Prozent auf 24,582 Milliarden Euro zu. Die meisten Bereiche konnten auch den Gewinn steigern. Selbst eines der verbleibenden großen Sorgenkinder, der IT-Dienstleister SBS, konnte schwarze Zahlen schreiben: Bei einem Umsatzrückgang um 16 Prozent kam ein operativer Gewinn von 24 Millionen Euro zustande, nachdem im gleichen Quartal des Vorjahres noch ein Verlust von 232 Millionen Euro in den Büchern stand. SBS soll als "Siemens IT Solutions und Services" mit vier weiteren Software- und IT- Häusern zusammengelegt werden und so endgültig den Weg aus der Krise finden.

Bei der Vorstellung der Bilanzzahlen verkündete der Konzern nicht nur, dass man den amerikanischen Softwarehersteller UGS für 3,5 Milliarden US-Dollar kaufen wolle, um die Aktivitäten im Bereich industrieller Software zu stärken. Siemens gab zudem bekannt, dass der Autozulieferer Siemens VDO an die Börse gebracht werden soll. Der Gewinn dieser Sparte sank um 6 Prozent auf 146 Millionen Euro, der Umsatz ging um 1 Prozent zurück. Von den anderen Siemenssparten wies beispielsweise der Bereich "Automation and Control" bei einem Umsatzanstieg um 14 Prozent eine Steigerung beim Gewinn von 25 Prozent auf 450 Millionen Euro aus. "Industrial Solutions" steigerte den Umsatz um 5 Prozent und den Gewinn um 41 Prozent auf 90 Millionen Euro. Der Bereich "Power Transmission and Distribution", in dem die Vorgänge angesiedelt sind, die zur EU-Kartellrechtsstrafe führten, steigerte den Umsatz um 19 Prozent und den operativen Gewinn um 59 Prozent auf 130 Millionen Euro. Die Siemens-Medizintechnik konnte beim Umsatz um 6 Prozent und beim Gewinn um 25 Prozent zulegen; Osram, die Lichttechnik-Sparte von Siemens, erreichte eine Umsatzsteigerung von einem Prozent, während der Gewinn um zwei Prozent auf 123 Millionen Euro zulegte. (jk)