Siemens-Schmiergeldaffäre: Beschuldigte belasten weitere Top-Manager

Auch die Siemens-Vorstände Joe Kaeser (Finanzen) und Rudi Lamprecht (Mitglied des Zentralvorstands) sollen demnach vom System schwarzer Kassen gewusst haben. Die Siemens-Hauptversammlung am Donnerstag dürfte turbulent verlaufen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 57 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Peter-Michael Ziegler

Die Siemens-Vorstände Joe Kaeser (Finanzen) und Rudi Lamprecht (Mitglied des Zentralvorstands) wehren sich gegen Spekulationen über eine Verwicklung in die laufende Schmiergeldaffäre. Das Wall Street Journal berichtet am heutigen Dienstag unter Berufung auf Anwälte, zwei Beschuldigte hätten die beiden Top-Manager unabhängig voneinander in ihren Aussagen bei der Staatsanwaltschaft schwer belastet. Sie gaben demnach an, Kaeser habe bereits in seiner Zeit als Bereichsvorstand in der Mobilfunksparte ICM von dem System schwarzer Kassen gewusst. Lamprecht sei spätestens seit Anfang 2005 über die Vorgänge informiert gewesen. Gleiches gelte für den Ende 2005 aus dem Konzern ausgeschiedenen ehemaligen Leiter des Geschäftsbereichs Communications (Com), Lothar Pauly.

"Sowohl Joe Kaeser als auch Rudi Lamprecht weisen diese verleumderischen Beschuldigungen mit aller Entschiedenheit zurück", teilte die Siemens AG am Dienstag mit. Beide seien bislang nicht von der Staatsanwaltschaft kontaktiert worden. Diese wollte sich zum Bericht im Wall Street Journal nicht äußern. Zu den Beschuldigten in der Schmiergeldaffäre gehören bereits die früheren Siemens-Vorstände Heinz-Joachim Neubürger und Thomas Ganswindt. Die Ermittler gehen laut früheren Angaben davon aus, dass eine Gruppe von teils hochrangigen Siemens-Mitarbeitern rund 200 Millionen Euro unterschlagen und im Ausland als Schmiergeld eingesetzt hat. Siemens geht sogar verdächtigen Zahlungen in Höhe von 420 Millionen Euro nach.

Der Korruptionsskandal wird auch das Hauptthema auf der Siemens-Hauptversammlung an Donnerstag in München sein, für die rund 30.000 Anmeldungen vorliegen. Erfahrungsgemäß dürfte knapp die Hälfte davon dann auch an der Hauptversammlung in der Münchner Olympiahalle teilnehmen. Im vergangenen Jahr waren gut 10.000 Anteilseigner gekommen. In einer Reihe von Gegenanträgen fordern Aktionärsschützer und Kleinaktionäre, die Konzernführung wegen der Affäre nicht zu entlasten oder die Entlastung zumindest bis zur vollständigen Aufklärung der Schmiergeldaffäre zu vertagen. In der Kritik wird Siemens-Chef Klaus Kleinfeld auch wegen der Pleite der früheren Siemens-Handysparte BenQ Mobile stehen. Vor Beginn der Hauptversammlung legt Siemens die Zahlen für das erste Quartal des Geschäftsjahres 2006/07 vor.

Siehe dazu auch: