Edit Policy: PimEyes & Gesichtserkennung in Europa – wo bleibt der Aufschrei?

Seite 3: Aufstand gegen Gesichtserkennung in den USA

Inhaltsverzeichnis

In den USA ist der Einsatz von Gesichtserkennung zwar bereits weiter fortgeschritten als in Europa. So setzen Strafverfolgungsbehörden die Gesichtserkennungs-Datenbank des umstrittenen Unternehmens Clearview AI ein. Doch auch der Widerstand aus Zivilgesellschaft und Wissenschaft ist deutlich lauter – und zeigt erste Ergebnisse.

Studien über die diskriminierende Wirkung von Gesichtserkennung, die bei den Gesichtern von Frauen und nicht-weißen Personen sehr viel höhere Fehlerraten produziert als bei weißen Männern, haben die Technologie in Verruf gebracht. Pionierarbeit hat hierbei die Wissenschaftlerin Joy Buolamwini geleistet, deren Studie „Gender Shades“ das Phänomen bereits 2018 nachgewiesen hat und deren Ergebnisse seitdem mehrfach von renommierten Wissenschaftseinrichtungen reproduziert wurden. Buolamwini gründete die Algorithmic Justice League), eine zivilgesellschaftliche Initiative gegen den Einsatz diskriminierender Technologien.

Als es dann tatsächlich zur falschen Festnahme des Afroamerikaners Robert Williams durch Fehler bei der Gesichtserkennung kam, war das Problem durch die Vorarbeit von Wissenschaft und Zivilgesellschaft der Presse bereits bekannt. Der Fall machte landesweit Schlagzeilen. Auch der Talkshow-Host John Oliver hat die Gefahren von Gesichtserkennung in einem Video aufgegriffen, das allein auf YouTube bereits sieben Millionen Mal gesehen wurde.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externes YouTube-Video (Google Ireland Limited) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Google Ireland Limited) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Die Kampagne gegen Gesichtserkennung in den USA hat bereits eine Reihe von Erfolgen vorzuweisen. Mehrere Städte, darunter San Francisco und Oakland, haben die Gesichtserkennung im öffentlichen Raum verboten. Der Bundesstaat Massachusetts berät das Verbot, das mehrere Gemeinden dort bereits beschlossen haben, auf den gesamten Staat auszuweiten. Infolge der Black Lives Matter-Proteste, die Rassismus und Polizeigewalt in den Fokus genommen haben, entzogen Microsoft, Amazon und IBM der US-Polizei (zumindest vorübergehend) den Zugang zu ihren Gesichtserkennungs-Tools.

Dieses Engagement brauchen wir auch in Deutschland und Europa, um der rasanten Ausbreitung und Normalisierung von Gesichtserkennung etwas entgegenzusetzen. In der Initiative Gesichtserkennung Stoppen! haben sich unter anderem der Chaos Computer Club, D64 – Zentrum für digitalen Fortschritt (dessen Beirat ich angehöre) und Digitale Gesellschaft e.V. zusammengeschlossen, um ein Verbot von Gesichtserkennung im öffentlichen Raum und dessen Einsatz durch den Staat zu erreichen.

Die Texte der Kolumne "Edit Policy" stehen unter der Lizenz CC BY 4.0.

(mho)