Ein kurzes Astroglas und Verwirrung um Zeiss – die Fotonews der Woche 23/2023

Sigma wagt sich einmal mehr an einen Lichtriesen, der natürlich groß und teuer ist. Ideal für Astrofotografie, wie auch die neue Pentax.

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Das Objektiv Sigma 14mm f/1.4 DG DN Art

Stativschelle an Festbrennweite - bei knapp 1,2 Kilo hat das Sigma das auch nötig.

(Bild: Sigma)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Nico Ernst
Inhaltsverzeichnis

Der Sommer ist da – und damit in der europäischen Hemisphäre kurze Nächte. Ausgerechnet da bringen Pentax und Sigma neue Produkte auf den Markt, die sich gut für Astrofotografie eignen. Warum sollte man die jetzt kaufen, wo es doch eh weniger Gelegenheit gibt, sie zu nutzen?

c't Fotografie 3/24

Die Antwort ist rein markttechnisch zu finden: Weil bald für Viele das Urlaubsgeld gebucht wird, der Sommerurlaub bevorsteht, und weil alle anderen interessanten Vorstellungen auch schon in den letzten Wochen über die Bühnen gingen. Pentax und Sigma wollen von dem traditionellen Boom des Fotogeschäfts in der Mitte des Jahres profitieren. Nicht umsonst gibt es – weil bald Sommerurlaub – jetzt auch immer die Rabattaktionen der Branchengrößen Canon und Nikon.

Manches geschieht aber auch dabei nicht plötzlich, sondern schleicht sich langsam an. Die Pentax K-3 Mark III Monochrome sollte schon im April 2023 kommen, ist seitdem immer wieder ausverkauft, und erst jetzt allmählich lieferbar. Also haben wir sie beim Sterneschießen ausführlich getestet, mit Nachführung durch den eingebauten Astro-Tracer und an einem 50-Zentimeter-Spiegelteleskop. Das Versprechen von Pentax löst die Kamera dabei ein: Durch den fehlenden Farbfilter vor dem Sensor werden die Bilder heller, und Farbrauschen gibt es naturgemäß nicht.

Dass es immer auf kreativen Einsatz eines Spezialwerkzeuges ankommt, belegt unser Autor Peter Mein. Er setzte für eine Bildserie des Mondes die Videofunktion der Pentax ein und fügte die Einzelbilder der Aufnahme später zusammen. Dieses "Stacking" klappt freilich auch mit einzelnen Fotos, Peter Mein setzte die eigentlich kleine 4K-Auflösung der Videos anschließend mit Photoshop zu einem, so wörtlich "Mond-Mosaik" von 7000 x 4000 Pixeln in Photoshop zusammen. Einmal mehr ist die Handarbeit der Automatik des Astro-Tracers, den die Kamera ja mitbringt, deutlich überlegen. Das gilt leider auch für den Preis, der Body der unbunten K-3 III kostet 2500 Euro, die Farbversion nur rund 1800 Euro.

Mit dem neuen Objektiv Sigma 14mm f/1.4 DG DN Art ließe sich mit der Pentax sicher noch mehr anstellen, allein: Das gibt es bisher nur für das L-Bajonett von Leica und Panasonic sowie Sonys E-Mount, nicht für das K-Bajonett von Pentax. Zudem ist es eine Vollformat-Optik, die Pentax hat nur einen APS-C-Sensor. Und gerade da liegt die Einzigartigkeit des Sigma: Die 14 Millimeter mit f/1.4 gab es bisher nur als Fisheye. Sicher wird da wieder lange drüber gestritten, ob die unvermeidbaren Verzerrungen und Randabschattungen nicht doch schon ein bisschen Fisheye sind, doch die Physik lässt sich bei Ultraweitwinkel-Objektiven nun mal nicht überlisten – selbst wenn man wie beim Sigma 19 Linsen aufwendet, was dann auch in einem Gewicht von 1160 Gramm und einer Länge von 15 Zentimetern resultiert. Wenn Fotografen aber von einem "kurzen Glas" sprechen, meinen sie die Brennweite. Und die lässt sich nicht nur für den halben Himmel nutzen, sondern auch für schicke Landschafts- und Makroaufnahmen. Die Kollegen von Petapixel nutzen das in ihrem lohnenswerten Testvideo auch gut aus. Die Frage, ob man das Objektiv kaufen sollte, können sie jedoch nicht klar beantworten, zumindest wenn es um Sony-Kameras geht. Denn für diese gibt es ja noch das Sony 14mm f/1.8 G Master, das aktuell rund 300 Euro weniger kostet und nur knapp die Hälfte wiegt. Da muss man schon wissen, ob 0,4 Belichtungsstufen wirklich nötig sind. Zumal für das Sigma rund 1600 Euro gefordert sind.

Ziemlich unnötig erscheinen jedenfalls die zahllosen Spekulationen rund um Zeiss, sodass wir sie hier nur schnell abhandeln: Mal soll das Unternehmen ganz aus dem Fotogeschäft aussteigen, dann wieder nur noch Smartphone-Optiken herstellen. Es gibt zahlreiche Quellenangaben, zum Teil auch namentliche Zitate, nur: "Nichts Genaues weiß man nicht", wie eine eingedeutschte bayerische Redensart lautet. Wer sich trotzdem dafür interessiert, wird bei Petapixel fündig, deren ständig aktualisierter Artikel sich als Long Read zum Wochenende eignet.

(nie)