Eine Chance für den Fotomarkt?
Seite 2: Zahlenvorgaben statt kreativer Spielraum
Zahlenvorgaben statt kreativer Spielraum
Nun, wirklich neu erfunden hat man die Digitalkameras damals nicht. Die wichtigsten Vorarbeiten waren beispielsweise im Hause Eastman Kodak schon gemacht. Man scheute sich dort jedoch die Produkte reif für den Massenmarkt zu machen, weil man befürchtete, dass man dann im Filmgeschäft nur verlieren könne. So kam es ja dann auch, aber Kodak war bei den Digitalkameras für den Massenmarkt nicht mehr dabei. Der ehemals gelbe Riese hat heute keine Produkte für Endverbraucher mehr im Sortiment und hat seine Marke für den Massenmarkt an Lizenznutzer abgegeben. Ein Schicksal, das auch AgfaPhoto und Polaroid in ähnlicher Form ereilt hat.
Wie selbst der Sofortbildmarkt im Zeitalter der Digitalfotografie noch eine durchaus auskömmliche Nische darstellen kann, zeigt sich am japanischen Hersteller Fujifilm, der mit der Produktion seiner Sofortbildfilme kaum nachkommt. Für Fujifilm ist allerdings der Fotomarkt schon seit längerem eher eine Leidenschaft des Vorstandes. Der Hersteller hatte sich schon frühzeitig und erfolgreich in andere Bereiche diversifiziert, die heute das Unternehmen tragen und dem Foto- und Optik-Bereich ausreichende Spielräume ermöglichen.
Diese Spielräume scheinen den beiden Marktführern Canon und Nikon zu fehlen. Straff durchorganisiert mit einem umfangreichen Berichtswesen nach Japan, geht es in der Praxis vorrangig darum, die Zahlenvorgaben der japanischen Mutterhäuser zu erfüllen. Seit Jahren flutet man im Vorweihnachtsgeschäft die Flächenmärkte und bietet Zahlungsziele von neun Monaten an sowie die automatische Rücknahme nicht verkaufter Ware, unabhängig vom Zustand. Und dieses Vorgehen fällt dem Vertrieb kurz vor Ablauf der neun Monate mit kaum verblüffender Regelmäßigkeit auf die Füße.
Erfolgreich in der Nische
Dass es auch anders gehen kann, zeigt das Beispiel von Leica Camera aus Wetzlar, die mit einem Weltmarktanteil von 0,15 Prozent im Vergleich zu den Marktgiganten wie Canon oder Nikon nur als Nischenanbieterchen bezeichnet werden kann. Aus Wetzlar hört man keine Klagen über die Marktentwicklung unter dem Einfluss der Smartphones und kann trotz der geringen eigenen Marktanteile eigenständige Kameras entwickeln. Dass nicht alle diese Entwicklungen am Markt gleichermaßen erfolgreich sind, mag man bedauern, ist jedoch ein Zeichen dafür, dass man sich von der M-Monokultur, die noch heute das Hauptgewicht in Wetzlar hat, lösen will. Selbst die Zusammenarbeit mit Panasonic im Bereich der Kompaktkameras, die in größeren Stückzahlen in China produziert werden, war für Leica Camera und die Marke kein Problem.
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(Bild: Nikon
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Auch beim inzwischen wieder in Schweden angesiedelten Hersteller Hasselblad wurde die langjährige Zusammenarbeit mit Fujifilm im Mittelformat vom Markt akzeptiert. Als man dann jedoch mit der Übernahme von nicht mehr ganz taufrischen Modellen aus dem Hause Sony einen Einstieg in größere Stückzahlen suchte, konnte man auf Kundeseite nicht die große Begeisterung erreichen und ist glücklich, dass man die gesamte Auflage dieser Modell ohne Preisnachlässe abverkaufen konnte.