Eine filmische Hommage und Sony-Ziegel – die Fotonews der Woche 39/2024

Sony zieht schon wieder ein Firmware-Update zurück, Kate Winslet spielt Lee Miller und Leica pflegt die Kunst des Weglassens.

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Kein Bild – manche Sony A7r V sind nach einem Update auf Firmware 3.00 "bricked"

(Bild: Sony, Bearbeitung: heise online)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Nico Ernst
Inhaltsverzeichnis

Apple wird oft für die Kunst des Weglassens bewundert. Dabei können die Ergebnisse zwar nett anzusehen, aber in der Praxis äußerst lästig sein. Man erinnere sich nur an das erste 12-Zoll-Macbook, das genau eine USB-C-Buchse als einzigen Anschluss hatte. Tolle Ingenieursleistung, darüber Laden und alles andere zu ermöglichen, aber echte Road Warrior schleppten eine ganze Handvoll Adapter mit sich herum.

Zum Glück ist Leica mit seiner neuen M11-D nicht ganz so radikal, obwohl sie "Made for iPhone and iPad" ist. Dieses Gütesiegel, das Apple selbst verleiht, gibt es nur für Produkte von anderen Herstellern, wenn sie besonders gut mit den Designwundern aus Cupertino zusammenarbeiten. Die Messsucher-Leica hat zwar alle üblichen Anschlüsse, vor allem drahtlose, aber das, was schon immer eines der wichtigsten Argumente für eine Digitalkamera war, das fehlt – das Display. Sofort ansehen kann man seine Bilder trotzdem natürlich per App, und die funktioniert bei den aktuellen Leicas tatsächlich besser als bei vielen anderen Herstellern.

Man darf bei Leicas Preisen getrost davon ausgehen, dass der Bildschirm nicht aus Kostengründen eingespart wurde, sondern schlicht die Philosophie der Kamera konsequent umgesetzt wurde. Sie bietet nämlich fast alles, was die anderen M11-Modelle schon beherrschen, inklusive Authentifizierung per CAI, aber soll mehr Analog-Feeling vermitteln. Folglich gibt es auf der Rückseite auch ein großes Einstellrad für die Empfindlichkeit, da, wo man das Display erwartet. Und auch den roten Leica-Punkt sucht man vergeblich, wie schon bei der M11-P. Konzentration auf das Wesentliche würden Fans sagen, ganz wie bei Apple.

Wissen, was man will, muss man auch, wenn man wie Kate Winslet zehn Jahre an einem Kinofilm arbeitet und ihn auch selbst produziert, also das finanzielle Risiko mitträgt. Wie Winslet in zahlreichen Interviews sagt, handelte es sich bei "Die Fotografin" um ein Herzensprojekt, eine so wörtlich, "labour of love". Die Oscar-Preisträgerin kannte die Fotografin Lee Miller ursprünglich auch nur als Covermodel der Vogue und Geliebte des Künstlers Man Ray. Und von diesen, so Winslet, "schrecklichen Etiketten" wollte sie die historische Persönlichkeit befreien. Mehr zum Film und dem Problem eines Biopics an sich verrät unsere ausführliche Kritik.

Aus der Sicht des Kolumnisten handelt es sich um eine Hommage, nicht nur an die Person Lee Miller, sondern auch an alle starke Frauen, die sich durchsetzen – nicht nur, weil sie männlich geprägte Berufsbilder aufbrechen. Sondern auch, weil sie sich sonstigen gesellschaftlichen Konventionen verweigern. Man kann nach dem Kinobesuch mehr als erahnen, wie schwer das in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war.

Zurück in die Gegenwart: So richtig schwer tut sich Sony immer noch mit Firmware-Updates für seine Topkameras. In der vergangenen Woche hat es die A7r V erwischt, die eigentlich mit Version 3.0 ihrer Software neue Funktionen erhalten sollte. Manche Kameras waren nach dem Update aber gleich ganz funktionslos und ließen sich nicht mehr einschalten, wie das unter anderem schon bei der A7S III Anfang dieses Jahres passierte. Sony hat inzwischen eine umfangreiche Anleitung mit vielen Schritten auf seiner Downloadseite. Nur die Fachwerkstatt hilft bei einer schon "gebrickten" Kamera. Sie ist, dem englischen Wortspiel entsprechend, nach der fehlerhaften Aktualisierung nur noch so nützlich wie ein Ziegel.

Das identische Fehlerbild bei mehreren Sony-Kameras deutet darauf hin, dass die zugrundelegende Ursache, der "root cause", immer noch nicht gefunden ist. Es wäre wünschenswert, wenn Sony sich, sobald das der Fall ist, einmal ehrlich dazu äußert. Und zwar nicht nur, um bei seinen Kunden Vertrauen zurück zu gewinnen, sondern auch, damit andere Unternehmen daraus lernen können. Bis dahin bleibt nur die Empfehlung, insbesondere bei Kameras von Sony Firmware-Updates nur dann sofort einzuspielen, wenn sie eine sicherheitskritische Funktion betreffen. Das ist bei Kameras, die keine Notfall-Firmware bieten, etwas anders als bei vielen manchen anderen digitalen Geräten. Vielleicht sollte die Branche auch darüber einmal nachdenken, denn bei besseren PC-Mainboards gibt es seit Jahrzehnten die Möglichkeit, manch fehlgeschlagenes Update per Boot von einem USB-Stick zu reparieren.

Unsere Empfehlung für einen Long Watch, diesmal ausnahmsweise zum Wochenstart, ist – auch ausnahmsweise – eher kurz, aber unbedingt sehenswert. Das 3Sat-Magazin Kulturzeit hat in nur siebeneinhalb Minuten sowohl die Entstehungsgeschichte des Films "Die Fotografin" als auch die historische Entwicklung der porträtierten Person Lee Miller zusammengefasst.

(nie)