Elektroautos: Stromanbieter sieht Quasimonopole auf dem Ladesäulenmarkt

Der Stromanbieter Lichtblick meint, auf dem Ladesäulenmarkt sorgten örtlich dominierende Unternehmen für überhöhte Preise.

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VW ID.3 an einer Ladestation in Bremen

Ein VW ID.3 an einer Ladestation der swb in Bremen.

(Bild: heise online / anw)

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In vielen Regionen Deutschlands dominieren weiterhin große Anbieter den Ladesäulenmarkt, hat der Stromanbieter Lichtblick mit Hilfe des Datendienstleisters Statista festgestellt. In Bremen würden beispielsweise 84 Prozent der öffentlichen Ladesäulen von EWE betrieben, in Düsseldorf 78 Prozent der Säulen von den dortigen Stadtwerken und sämtliche Ladesäulen am Timmendorfer Strand von Innogy.

Dazu ergäben sich Synergieeffekte, sagt Lichtblick in einer Mitteilung . Zu den 71 Prozent EWE-Anteilen an den Ladesäulen kommen noch 13 Prozent für die swb, die der EWE gehöre. In Dortmund würden 84 Prozent aller Ladesäulen von Innogy betrieben, die wiederum knapp die Hälfte am örtlichen Netzbetreiber halten.

Durch mangelnde Konkurrenz könnten die Anbieter Tarife und Ladebedingungen weitgehend frei von Wettbewerb fest, kritisiert Lichtblick. Das führe häufig Preisen für Ladestrom deutlich oberhalb des Haushaltsstrompreises. In dieser Angelegenheit ist bereits die Bundesnetzagentur aktiv geworden und führt eine Sektoruntersuchung durch. Deren Ergebnis könnte noch in diesem Jahr vorliegen.

Die lokalen Monopolisten verteuerten auch den Ladestrom für Drittanbieter. "Teilweise zahlen wir für die Ladevorgänge unserer Kundschaft mehr als doppelt so viel an die Ladesäulenbetreiber, als diese von ihrer eigenen Kundschaft verlangen", sagt Markus Adam von Lichtblick. So würden die Monopolisten die eigenen Tarife quersubventionieren.

Zwar würden einige Städte seit einiger Zeit Flächen für öffentliche Ladesäulen ausschreiben, doch könnten lokale Betreiber wegen der Synergieeffekte mit dem lokalen Stromnetz das beste wirtschaftliche Angebot unterbreiten. "Player von außerhalb sind gegenüber Schwesterunternehmen der Netzbetreiber klar im Nachteil", erläutert Adam. Daher schlägt er ein Durchleitungsmodell vor, wie es in anderen Netzen etabliert sei. Damit könnten Kunden überall den Stromtarif ihres frei gewählten Anbieters laden.

Die Auswertung basiert auf dem Ladesäulenregister der Bundesnetzagentur vom 1. April 2021. Die Liste umfasst 19.589 Betreiber mit 35.845 Normalladepunkten und 5906 Schnellladepunkten.

(anw)