Energieagentur: CO₂-Emissionen auf Allzeithoch – aber niedriger als befürchtet

Die weltweiten energiebedingten CO₂-Emissionen stiegen 2022 um 0,9 Prozent auf über 36,8 Milliarden Tonnen. Knapp 1 Milliarde geht auf das Konto von SUVs.

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(Bild: BoJack/Shutterstock.com)

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Der weltweite Kohlendioxid-Ausstoß ist weiter nach oben gegangen, könnte nun aber seinen Höchststand erreicht haben und in den kommenden Jahren sinken. Dies legt ein Bericht nahe, den die Internationale Energieagentur (IEA) am Donnerstag veröffentlicht hat. Die weltweiten energiebedingten CO₂-Emissionen stiegen demnach 2022 um 0,9 Prozent oder 321 Millionen Tonnen auf das Rekordniveau von mehr als 36,8 Milliarden Tonnen. IEA-Direktor Fatih Birol zeigte sich teils erleichtert, mahnte aber weiter zum Handeln: "Die Auswirkungen der Energiekrise haben nicht zu dem anfänglich befürchteten starken Anstieg der weltweiten Emissionen geführt."

2021 hatte die Kooperationsplattform Alarm geschlagen, dass nur zwei Prozent der nationalen Corona-Konjunkturprogramme für die Energiewende vorgesehen seien. Mit der damit verknüpften Klimaverschmutzung wäre die Welt weit vom Weg zu Netto-Null-Emissionen und der damit verknüpften Treibhausgas-Neutralität bis 2050 entfernt.

Offenbar auch aufgrund des Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine und der damit verknüpften Krise fossiler Energien haben nun doch einige Staaten umgesteuert. Dass die negativen Erwartungen nicht alle eingetreten seien, ist Birol zufolge "dem herausragenden Wachstum von erneuerbaren Energien, Elektroautos, Wärmepumpen und energieeffizienten Technologien zu verdanken. Ohne saubere Energie wäre der Anstieg der CO₂-Emissionen fast dreimal so hoch gewesen."

Der Anstieg des Treibhausgas-Ausstoßes verlief deutlich langsamer als das globale Wirtschaftswachstum von 3,2 Prozent. Dies signalisiert laut der IEA "die Rückkehr zu einem jahrzehntelangen Trend, der 2021 durch die rasche und emissionsintensive wirtschaftliche Erholung von der Covid-Krise unterbrochen wurde". Extreme Wetterereignisse wie Dürren und Hitzewellen sowie eine ungewöhnlich große Zahl von Kernkraftwerken, die vom Netz gingen, hätten andererseits zum Plus der Emissionen beigetragen. Durch den verstärkten Einsatz grüner Energien konnten jedoch zusätzliche 550 Millionen Tonnen Emissionen vermieden werden.

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2021 war der CO₂-Ausstoß noch um sechs Prozent hochgesprungen. Trotz des deutlich geringeren Anstiegs im vergangenen Jahr spricht die IEA von einem nach wie vor "nicht nachhaltigen Wachstumspfad". Dieser erfordere verstärkte Maßnahmen etwa im Rahmen der nächsten UN-Klimakonferenz Ende des Jahres, "um die Umstellung auf saubere Energie zu beschleunigen und die Welt auf einen Weg zu bringen, ihre Energie- und Klimaziele zu erreichen". Dazu wäre in dieser Dekade jedes Jahr ein Minus bei den Emissionen von 7 Prozent erforderlich.

Internationale Öl- und Gaskonzerne "machen Rekordumsätze und müssen ihren Teil der Verantwortung übernehmen", forderte Birol. "Es ist von entscheidender Bedeutung, dass sie ihre Strategien überprüfen, um sicherzustellen, dass sie mit sinnvollen Emissionsreduzierungen in Einklang stehen." Die CO₂-Emissionen aus Kohle stiegen 2022 um 1,6 Prozent und lagen so weit über der durchschnittlichen Wachstumsrate des vorigen Jahrzehnts. Die Erdgasemissionen sanken parallel um 1,6 Prozent. Der CO₂-Ausstoß aus Öl vergrößerte sich um 2,5 Prozent. Etwa die Hälfte davon entfiel auf den Luftverkehr, der nach der Corona-Pandemie zulegte.

Die Emissionen Chinas blieben 2022 weitgehend unverändert, da strenge Covid-19-Maßnahmen und eine rückläufige Bautätigkeit zu einem schwächeren Wirtschaftswachstum führten. In der EU gingen die Emissionen um 2,5 Prozent zurück aufgrund eines "Rekordeinsatzes" der Erneuerbaren. Ein milder Beginn des Winters und Energiesparmaßnahmen als Reaktion auf die russische Invasion trugen dem Bericht nach ebenfalls dazu bei. Auf die USA entfällt ein Plus von 0,8 Prozent CO₂-Ausstoß, da der Energieverbrauch von Gebäuden wegen teils eisiger Temperaturen hochging.

Schon Anfang der Woche publizierte die IEA Zahlen zum Verkehrssektor. Die globalen Automärkte hatten demnach 2022 kein gutes Jahr. SUVs bildeten aber eine Ausnahme, was "weitere Bedenken hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf die Bemühungen zur Bekämpfung des Klimawandels weckte". Ein starker Anstieg der Verkäufe von Elektromodellen habe nicht ausgereicht zu verhindern, dass die energiehungrigen Dickschiffe auf den Straßen im vorigen Jahr weltweit fast 1 Milliarde Tonnen CO₂ in die Atmosphäre bliesen.

Nach einem starken Wachstum 2021 ging der gesamte Automobilabsatz 2022 um fast 0,5 Prozent auf rund 75 Millionen Einheiten zurück. Am ausgeprägtesten war das Minus in den USA und der EU, wo die Automärkte um rund 8 beziehungsweise 4 Prozent schrumpften. Dies führt die IEA teils auf Bauteilknappheit, steigende Inflation und höheren Zinssätze zurück. In China stiegen die Pkw-Verkäufe um über 10 Prozent an.

E-Autos folgten dem globalen Trend der Agentur zufolge trotz "Herausforderungen in der Lieferkette und steigender Batteriepreise" nicht. Begünstigt hätten diese Entwicklung "eine wachsende Zahl von Modellen, hohe Ölpreise und gezielte politische Unterstützung". Jüngsten Schätzungen zufolge sei der weltweite Absatz von E-Fahrzeugen 2022 um rund 60 Prozent nach oben gegangen und habe so erstmals die 10-Millionen-Marke überschritten. Verkaufsschwerpunkte waren hier China, Europa und die USA.

(tiw)