Entscheidung über Elite-Unis verteidigt

Der DFG-Präsident verteidigt das Verfahren zur Auswahl der Elite-Universitäten und gibt der RWTH Aachen und den Unis Heidelberg und Freiburg gute Chancen in der zweiten Runde. Dagegen kritisieren weitere Wissenschaftsminister das Prozedere.

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  • dpa

Nach der Kür dreier süddeutscher Hochschulen zu Deutschlands ersten Elite-Universitäten im Rahmen der Exzellenzinitative der Bundesregierung hat der Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), Ernst-Ludwig Winnacker, das Auswahlverfahren verteidigt. "Es gibt in einem Wettbewerb immer Gewinner und Verlierer, das müssen wir in der Forschung noch lernen", sagte er dem Berliner Tagesspiegel. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gratulierte Bayern und Baden-Württemberg zu ihren Elite-Hochschulen. "Es hat keinen Sinn, wenn wir uns einreden, jede Universität ist gleich", sagte sie im baden-württembergischen Uhingen.

Die beiden Münchner Universitäten und die Technische Hochschule Karlsruhe waren am Freitag nach Begutachtungen einer hochkarätigen Wissenschaftsjury von einem Bewilligungsausschuss aus Wissenschaft und Politik zu Elite-Hochschulen bestimmt worden. Sie werden bis 2011 von Bund und Ländern zusätzlich jeweils mehr als 100 Millionen Euro für den Ausbau ihrer Spitzenforschung erhalten.

DFG-Präsident Winnacker sagte zu dem Unmut einiger Wissenschaftsminister der Länder: "Es waren nicht mehr gute Anträge da, um sie den Wissenschaftsministern vorzulegen. Schlechte konnten wir ihnen ja nicht gut anbieten." Er wies auch Vorwürfe zurück, die Wissenschaftler hätten mittelmäßige Anträge aufgewertet und andere dafür abgewertet, um den gewünschten Elite-Unis zum Erfolg zu verhelfen.

Nach dem schlechten Abschneiden nord- und ostdeutscher Universitäten hatte Schleswig-Holsteins Wissenschaftsminister Dietrich Austermann (CDU) Kritik geübt: Das Entscheidungsverfahren sei erst kurz vor der Sitzung des Bewilligungsausschusses so verändert worden, dass die Wissenschaftsminister praktisch keinen Einfluss mehr auf den Ausgang gehabt hätten, sagte Austermann der FAZ: "Wir konnten das nur noch abnicken."

Auch der Hamburger Wissenschaftssenator Jörg Dräger (parteilos) bemängelte mittlerweile die Entscheidungsfindung. "Politik und Wissenschaft haben ungefähr gleich viel Stimmen gehabt", erklärte der Senator im NDR. "Aber man hat sich leider von Seiten der verfahrensführenden Kommission – Wissenschaftsrat und Deutsche Forschungsgemeinschaft – von den vereinbarten Abläufen sehr weit weg bewegt." Bremens Wissenschaftssenator Willi Lemke (SPD) sagte dagegen im Tagesspiegel am Sonntag: "Wir haben uns alle zu diesem Verfahren entschieden und können nun das Ergebnis nicht kritisieren." Der Senator warnte aber vor einer Schieflage zwischen süd- und norddeutschen Hochschulen.

Winnacker räumt der Technischen Hochschule in Aachen (RWTH) sowie den Universitäten Heidelberg und Freiburg gute Chancen ein, im nächsten Jahr zu Elite-Universitäten gekürt zu werden. Diese drei Hochschulen seien in der zweiten Runde des Elite-Wettbewerbs gute Kandidaten, sagte er dem Tagesspiegel. Die zweite Runde des Wettbewerbs wird im Herbst 2007 entschieden.

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(dpa) / (jk)