Erste Gewerkschaftsorganisation in amerikanischen Apple-Stores in Reichweite

Mit einer Mehrheit von 65 zu 33 Stimmen haben Mitarbeiter eines Apple-Stores für eine gewerkschaftliche Organisation gestimmt. Andere Stores dürften folgen.

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(Bild: Sundry Photography/Shutterstock.com)

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Das Apple-Management dürfte nicht begeistert sein: Die Mitarbeiter eines Apple-Stores in Towson im US-Bundesstaat Maryland haben sich mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit für eine gewerkschaftliche Organisation ausgesprochen. Der Abstimmung voraus ging nicht nur eine monatelange Vorbereitung, sondern auch Gegenwind vom Arbeitgeber.

Die Mitarbeiter in Towson wollen bei der Gewerkschaft der Maschinenbauer und Raumfahrtbranche unterschlüpfen, teilte die Industriegewerkschaft IAM mit. Apple-Chef Tim Cook soll über das Vorhaben informiert sein. Ein IAM-Sprecher hat Apple aufgefordert, das Wahlergebnis zu respektieren und rasch einen Tarifvertrag für den Standort abzuschließen. Das berichtet 9to5mac.

Anfang Juni sollte bereits eine solche Abstimmung in einem Store in Atlanta stattfinden – doch diese wurde abgesagt, angeblich aufgrund von Einschüchterungen durch das Apple-Management. Klar ist jedoch, dass Apple mit Gewerkschaften auf dem Kriegsfuß steht: So werden etwa höhere Angestellte in den Stores besonders geschult, um den gewerkschaftlichen Organisationsgrad kleinzuhalten. In einem internen Memo heißt es, dass es im Falle einer gewerkschaftlichen Organisierung "zu schlechteren Sozialleistungen und geringeren Karrierechancen" kommen könne.

Apple hatte im Mai zudem eine Gehaltserhöhung für Mitarbeiter angekündigt, die auf Stundenlohn-Basis arbeiten. Anfänger erhalten nun 22 US-Dollar, eine Erhöhung um 45 Prozent; zudem soll eine Veränderung in der Einsatzplanung den Mitarbeitern mehr Flexibilität verschaffen. Beides soll sicher dazu beitragen, dass die Mitarbeiter sich bei solchen Wahlen gegen eine gewerkschaftliche Organisation aussprechen.

In Deutschland ist es jedem Arbeitnehmer freigestellt, einer Gewerkschaft beizutreten. In den USA stimmen Beschäftigte eines Betriebes hingegen in einer Mehrheitsabstimmung darüber ab, ob sie von einer Gewerkschaft vertreten werden wollen.

Zudem ist ein Betriebsrat, wie er in deutschen Unternehmen ab einer Mindestgröße üblich ist, in den USA weitgehend unbekannt. Doch auch in Deutschland organisieren sich immer mehr Arbeitnehmer aus Start-Ups in Gewerkschaften, teils auch gegen Widerstände der Unternehmen, wie beim Lieferdienst Gorillas.

Medienberichten zufolge stehen in rund zwei Dutzend weiteren Apple Stores Abstimmungen über eine gewerkschaftliche Organisation an. Ob diese ebenfalls positiv ausgehen, ist unklar: Beim Versandriesen Amazon gingen zwei Abstimmungen gegensätzlich aus. Microsoft hingegen findet die gewerkschaftliche Organisation der Arbeitnehmer mittlerweile wohl ganz ok, auch bei der Kaffeehauskette Starbucks haben Mitarbeiter in Dutzenden Shops sich für eine gewerkschaftliche Organisation ausgesprochen.

(ll)