Erste formelle Betrugsanklagen gegen WorldCom-Manager

Der gefeuerte Finanzchef, Scott Sullivan, sowie der Direktor der Buchführungsabteilung, Buford Yates, sollen sich wegen Wertpapierbetrugs vor Gericht verantworten.

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  • dpa

Im beispiellosen Bilanzbetrugskandal um den bankrotten US-Telekommunikationskonzern WorldCom sind die ersten formellen Anklagen erhoben worden. Der gefeuerte Finanzchef, Scott Sullivan, sowie der Direktor der Buchführungsabteilung, Buford Yates, sollen sich wegen Wertpapierbetrugs vor Gericht verantworten, beschloss eine Anklagekammer des Gerichts in New York am Mittwoch. In der Klageschrift wird beiden vorgeworfen, der Börsen- und Wertpapieraufsicht (SEC) falsche Bilanzen vorgelegt zu haben.

Sullivan (40) soll Architekt der Bilanzfälschungen sein, mit denen WorldCom die Anleger seit mindestens Anfang vergangenen Jahres in die Irre führte. Das Unternehmen buchte unter anderem laufende Geschäftsausgaben als Investitionen, die über einen längeren Zeitraum abgeschrieben werden können, und schönte damit die Bücher. WorldCom hat inzwischen Falschbuchungen im Umfang von 7,2 Milliarden US-Dollar eingeräumt. Unter einem Schuldenberg von 41 Milliarden Dollar beantragte das Unternehmen mit Sitz in Clinton (Mississippi) am 21. Juli Gläubigerschutz und löste damit das größte Konkursverfahren der US-Wirtschaftsgeschichte aus.

Sullivan war am 1. August zusammen mit dem ehemaligen Leiter der WorldCom-Buchhaltung, David Myers, festgenommen und gegen Kaution wieder freigelassen worden. Das Justizministerium warf den beiden die systematische Aushöhlung der Buchhaltungsgesetze und eine "Intrige zum Betrug der investierenden Öffentlichkeit" vor. Für eine formelle Anklage müssen die Vorwürfe jedoch von einer so genannten Grand Jury, einer Anklagekammer, bestätigt werden. Das geschah am Mittwoch; Myers wurde aber nicht angeklagt. Auch gegen den ehemaligen WorldCom Chef Bernard Ebbers läuft eine Untersuchung. Er war im April zurückgetreten, nachdem ans Licht kam, dass WorldCom ihm Kredite in Höhe von 408 Millionen US-Dollar eingeräumt hatte.

WorldCom war durch die Übernahme dutzender Firmen zum zweitgrößten US-Ferngesprächsunternehmen und zum weltgrößten Internet-Netzwerkbetreiber geworden. Das Unternehmen ist unter Aufsicht des Konkursrichters weiter im Geschäft. Die Aktien, die 1999 noch über 100 Milliarden US-Dollar wert waren, sind jetzt praktisch wertlos. (dpa) / (jk)