Ex-Netflix-Boss: Apple beim Streaming nicht voll dabei

Marc Randolph, Mitgründer des Videoriesen, glaubt, dass TV+ aktuell nicht funktioniert. Apple konzentriere sich nicht auf Inhalte, sondern verschenke Abos.

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Apple verdient mit TV+ vermutlich noch keinen Cent und kann Untersuchungen zufolge zu wenige Nutzer halten.

(Bild: Shutterstock/BrAt82)

Lesezeit: 2 Min.

Ein bekannter Streaming-Manager hat scharfe Kritik an Apples Videodienst TV+ geübt. Marc Bernays Randolph, einst erster Chef von Netflix, der sich als Mitbegründer des Macworld-Magazins auch in den Dingen des Konzerns aus Cupertino auskennt, meinte, in einem Interview, Apple sei "noch immer nicht mit beiden Füßen" im Geschäft mit Filmen und Serien.

"Wenn Apple nur ein Viertel der Zeit in Inhalte stecken würde, die sie in Geschenke [an ihre Nutzer} stecken, wären sie ein echter Mitspieler", so Randolph in einem Interview mit Yahoo Finance in der vergangenen Woche. Apple habe keine Ausrede, sich so wenig zu engagieren. Der Konzern verfügt über eine Markkapitalisierung von über 2 Billionen US-Dollar und mindestens 200 Milliarden Dollar an Barmitteln.

"Apple muss wirklich das unternehmerische Ding tun, sich an den Rand der Klippe bewegen und endlich abspringen", so der Ex-Netflix-Manager, der auch zu den Gründern des aktuell wichtigsten Videodienstes gehörte. Derzeit habe Apple TV+ die höchste "Churn-Rate" – also die größte Anzahl an Usern, die den Dienst schnell wieder verlässt. "Man kann die Leute aber nicht andauernd ersetzen, man muss ihnen einen Grund geben, zu bleiben."

Hinzu kommt, dass bislang kaum jemand für TV+ bezahlt. Jeder Käufer diverser Apple-Hardware-Produkte vom Mac bis zum iPhone erhält ein Jahr lang kostenlos Zugriff auf Apple TV+. Der Dienst kostet sonst 5 Euro im Monat. Apple hatte zuletzt zum wiederholten Mal die Gratisphase für Erstnutzer des Dienstes verlängert. Entsprechend glauben Beobachter nicht, dass Apple mit TV+ bislang einen einzigen Cent verdient hat. Eine Untersuchung der Marktforscher von MoffettNathanson hatte zuletzt ergeben, dass bis zu 62 Prozent der Nutzer Apple TV+ noch kostenlos verwendet, 29 Prozent gaben an, den Service definitiv nicht verlängert zu wollen, sobald er etwas kostet.

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Im Gegensatz zu Apple lobte Randolph Disney mit dessen Dienst Disney+. Der soll mittlerweile 86,2 Millionen User haben und krempele das Geschäft um – mit jeder Menge Geld, die das Unternehmen in den Dienst pumpt. Das tut Apple zwar ebenfalls, allerdings offenbar nicht strategisch genug. So fehlt es etwa nach wie vor an bekannten Repertoire-Serien – Apple produziert nur eigene Inhalte, die die Nutzer zunächst kennenlernen müssen. (bsc)