Fiberweek: Beim Glasfaserausbau gibt es kein "Next Day Delivery"

Seite 2: 2,5 Millionen Anschlüsse

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Insgesamt sei "eine Menge geschafft", betonte Brauckmüller. Er verwies auf etwa 3400 oft schon abgerechnete Beratungsleistungen und rund 1900 bewilligte Infrastrukturprojekte für über 2,5 Millionen Anschlüsse in Haushalten und Gewerben. Dazu kämen 31.000 Institutionen inklusive Schulen. Insgesamt gehe es um 108.000 Kilometer Trassenneubau ohne Mitnutzung von Leerrohren. Viele der Beteiligten seien gerade dabei, "das aufzugraben oder bereits wieder zu schließen".

Noch gebe es aber viel zu tun, meinte Brauckmüller. Bei den Anschlüssen mit 50 MBit/s, die laut dem einstigen Ziel der Bundesregierung schon 2019 für alle Haushalte verfügbar sein sollten, liege die Quote in Flächenländern wie Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern noch bei unter 80 Prozent. Bei Gigabit gebe es "noch große Bedarfe". Die meisten Bundesländer seien hier an oder unter der 50-Prozent-Marke, Baden-Württemberg liege noch hinten mit nur 8,2 Prozent.

Werde ein Auftrag erteilt, dürfe nicht alles dem Ziel "schnell, schnell, schnell" untergeordnet werden, forderte der Tiefbauer Udo Klenk. Ohne internationale Fachkräfte gehe es ohnehin nicht mehr, die müssten erst ausgebildet und mit den hiesigen Qualitätsstandards vertraut gemacht werden. Zugleich bemühten sich Tiefbaukonzerne etwa aus Frankreich und Spanien, einen Fuß in die Tür zu bekommen. Nach dem Buddeln müssten die Netze aber auch bedient und weiter ausgebaut werden, was der hiesige Mittelstand am besten könne. Dafür nötig sei ein Berufsbild "rund ums Breitband", um auch junge Leute gewinnen zu können.

Der Glasfaserausbau "ist ein Marathonlauf", für den eine konstante Geschwindigkeit nötig sei, bestätigte Alfred Rauscher von der Regensburger Telekommunikationsgesellschaft R-Kom. Dabei gebe es im Unterschied zum Online-Handel "kein Next Day Delivery". "Wir sind im Sprint rangegangen", berichtete Volker Buck von der Wemacom in Schwerin, die rund 6500 Kilometer Trasse verlegen will und davon 2300 geschafft hat. "Wir mussten den ein oder anderen Dienstleister aber auch wieder aussortieren." Den Bau überwache sein Unternehmen nun selbst, um die Qualität zu sichern.

"Wir bauen Netze für die nächsten hundert Jahre, die betriebsfähig sein müssen", betonte Brauckmüller. Wenn lokale Mittelständler die Infrastrukturen betreiben wollten, "muss eine gewisse Stabilität und Nachhaltigkeit da sein". Es sei von Nachteil, dass die Wirtschaft im Breitbandbereich "nicht sehr viele Fachkräfte" ausgebildet habe in den vergangenen Jahren: "Das müssen wir nachholen." Politiker drängen derweil teils auch auf "oberirdische Verkabelung", um den Ausbau zu beschleunigen.

(anw)