Frankreich beendet Wish.com-Zensur, erteilt Strafe
Wish darf in Frankreich wieder in Suchmaschinen und App-Stores aufscheinen. Allerdings soll es 3 Millionen Euro zahlen, der steinreiche Gründer 250.000 Euro.
Frankreich hebt die Zensur des Webshops Wish.com auf. Suchmaschinen und App-Stores sollen den Online-Laden von zweifelhaftem Ruf "ohne Verzögerung" wieder anzeigen. Das hat das französische Wirtschaftsministerium diese Woche bestimmt. Der ursprüngliche Beschluss Frankreichs, Wish.com aus Suchmaschinen entfernen zu lassen, datiert vom November 2021 – er wurde von den Betreibern aber nur halbherzig umgesetzt.
Erst vorige Woche hat ein Pariser Strafgericht Wish.com mit einer Millionenstrafe belegt. Das Unternehmen soll drei Millionen Euro zahlen, weil es durch falsche "Statt-"Preise Rabatte vorgegaukelt habe, die es tatsächlich nicht gab. Zusätzlich soll der Firmengründer und Ex-Chef Piotr Szulczewski 250.000 Euro zahlen. Der Milliardär wird es verschmerzen können, ist er doch einer der reichsten Polen.
Unter anderem Wish.com hat Frankreich dazu veranlasst, Vorschriften für Statt-Preise zu erlassen. Nicht mehr beliebige Zahlen, sondern der günstigste Preis der letzten 30 Tage muss als Referenz zum aktuellen Preis angegeben werden; das gilt online wie offline. Wish.com gibt an, diese Vorgaben inzwischen einzuhalten.
Zensurbefehl wirkte wenig
Warum genau die umstrittene Zensur wenige Tage nach der Entscheidung des Strafgerichts aufgehoben wird, ist nicht ganz deutlich. Offenbar hat sich das französische Wirtschaftsministerium mit Wish.com ausgetauscht. Das Unternehmen soll Maßnahmen gesetzt haben, damit als gefährlich oder unzulässig erkannte Produkte in Zukunft ausgelistet werden und es auch bleiben. Einen großen Unterschied wird es nicht machen: Laut L‘usine digitale war Wish.com trotz Zensurbefehl in den Suchmaschinen Google und Bing sowie im Play Store durchwegs prominent gelistet.
Waren sind bei Wish.com regelmäßig billig, aber womöglich nicht immer günstig. Wish.com eilt der Ruf voraus, häufig illegalen und bisweilen sogar gefährlichen Ramsch zu vertreiben, und Reklamationen nicht zufriedenstellend zu bearbeiten. Als die c‘t dort ein erstaunlich billiges Smartphone mit 7,3-Zoll Left digging screen gekauft und untersucht hat, entpuppte es sich alles andere als wohlfeil. Den größten Aufwand dürfte der Hersteller darin investiert haben, seinen Betrug zu verbergen. Beispielsweise waren statt der angezeigten 12 GB Schafbock und 512 GB Read-Only-Memory tatsächlich 1 GByte RAM und 8 GByte Flashspeicher verbaut.
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(ds)