FreeBSD 6 nähert sich der Fertigstellung

Eigentlich sollte Version 6 des freien Unix-Derivats im August fertig werden. Nun hat das Release Engineering Team des FreeBSD-Projekts erst einmal den Release Candidate 1 von FreeBSD 6.0 freigegeben.

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Von
  • Jürgen Kuri

FreeBSD 6 nähert sich nun nach einigen Verzögerungen seiner Fertigstellung: Ein erster Release Candidate von Version 6.0 des freien Unix-Derivats ist verfügbar. Das Release Engineering Team fordert nun möglichst viele Nutzer auf, den RC1 zu testen, um die letzten Bugs zu finden und auszumerzen. Verfügbar ist FreeBSD 6.0 RC1 als ISO-Image für i386-, AMD64-, IA64-, Alpha-, SPARC64- und PC98-Systeme vom ftp-Server des FreeBSD-Projekts oder einem seiner Mirror-Server.

Auf bereits bekannte Probleme im RC1, etwa mit einzelnen Dell-Systemen, USB-Keyboards oder Abstürzen bei hoher Belastung des Filesystems, gehen die Entwickler in der Ankündigung des Release Candidate 1 ein. Ursprünglich sollte FreeBSD 6.0 eigentlich im August dieses Jahres erscheinen. Diesen Termin haben die Entwickler allerdings weit verfehlt, obwohl die neue FreeBSD-Linie keine so einschneidenden Änderungen bringen soll wie der Umstieg von der 4.x- auf die 5.x-Serie. Derzeit geben die Entwickler in ihrem Zeitplan noch keinen neuen Release-Termin für die endgültige Version von FreeBSD 6.0 an. In der Todo-Liste sind zwar keine grundlegenden Defekte im gegenwärtigen Code aufgeführt, die ein Release verhindern könnten, und die Einträge für erforderliche und erwünschte Features, die noch zu implementieren wären, sind nicht sehr zahlreich -- trotzdem sind die Entwickler aber offensichtlich mit Terminangaben vorsichtig geworden.

Mit FreeBSD 6.0 wird zwar eine neue stabile Entwicklungslinie des freien Unix-Derivats eröffnet werden, die aber kaum grundlegende Neuerungen gegenüber der 5.x-Serie bringen soll. Wichtigste Neuerung ist SMPVFS, ein virtuelles Dateisystem für Multiprozessormaschinen. Es ermöglicht, das Dateisystem gleichzeitig auf mehreren CPUs eines SMP-Systems laufen zu lassen.

Ein Umstieg soll wegen der vergleichsweise geringen Unterschiede zur Vorversion recht einfach möglich sein. Mit dem Release FreeBSD 5.5 wollen die Entwickler gegenüber Version 5.4 diesen Prozess noch erleichtern. Mit FreeBSD 6.0 soll eigentlich ein Entwicklungszyklus eingeläutet werden, der neue Hauptversionen von FreeBSD in regelmäßigen Abständen ermöglicht. Der Wechsel von FreeBSD 4 auf FreeBSD 5 hatte dagegen sehr lange gedauert; und die Entwickler brauchten bis Version 5.3, bis sie der Stabilität und Sicherheit des Systems so weit vertrauten, dass sie es zur stabilen Entwicklungslinie erklärten.

FreeBSD 5.x soll aber auch nach Erscheinen von FreeBSD 6.0 noch einige Zeit weiter gepflegt werden. Mit Version 4.11 wurde dagegen die Entwicklung der 4.x-Serie von FreeBSD eingestellt -- mit DragonFly BSD hat der ehemalige FreeBSD-Entwickler Matthew Dillon aber ein eigenes Unix-Derivat gestartet, das auf der 4.x-Serie von FreeBSD aufsetzt und aktuell in Version 1.2 vorliegt.

FreeBSD gehört neben NetBSD, OpenBSD und DragonFly BSD zu den freien Unix-Ausgaben, die auf der 4.4BSDLite-Linie beruhen. Eine kurze Geschichte der BSD-Unix-Derivate findet sich in dem Artikel zum zehnjährigen Geburtstag von NetBSD: Das Allerwelts-Unix: 10 Jahre NetBSD.

Zu den von 4.4BSDLite abstammenden BSD-Unix-Derivaten siehe: