RISC-V statt Royal Core: FĂĽhrende CPU-Ingenieure verlassen Intel

Ein Intel-Team sollte eine komplett neue CPU-Architektur entwickeln. Das Projekt scheint inzwischen eingestampft zu sein.

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Renderbild eines Chips auf einer Platine

(Bild: HomeArt/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Mark Mantel

Eine CPU-Ingenieurin und drei Ingenieure haben Intel verlassen und die eigene Firma Ahead Computing gegrĂĽndet. Deren Ziel ist die Entwicklung von RISC-V-Prozessortechnik.

Für sich genommen wäre die Gründung von Ahead durch ehemalige Intel-Fachleute keine besonders wichtige Nachricht. Aber mehrere Hinweise deuten darauf hin, dass der Ausstieg der vier Experten im Zusammenhang steht mit Änderungen an Intels Roadmap für die kommenden Jahre. Denn die vier Personen besetzten zuvor hochrangige Posten in Intels Advanced Architecture Development Group (AADG), die der renommierte CPU-Architekt Jim Keller in seiner Zeit bei Intel von 2018 bis 2020 ins Leben gerufen haben soll.

Während Intel die Existenz der AADG bestätigt hat, gab es über deren Ziele nur Spekulationen. Demnach ging es um eine innovative CPU-Architektur mit dem Codenamen "Royal Core". Zu deren Neuerungen gehörten angeblich sogenannte Rentable Units anstelle von Hyper-Threading: Der Prozessor zerstückelt einen Thread in mehrere Teile und verteilt sie auf mehrere Rechenkerne. Es wurde erwartet, dass Intel Teile von Royal Core ab etwa 2026 in Prozessoren mit dem Codenamen "Beast Lake" umsetzen wollte. Auch Beast Lake hat Intel nie offiziell erwähnt; die Baureihe wurde als ein Nachfolger des für 2025 angekündigten Intel-18A-Prozessors "Panther Lake" eingeschätzt.

Anfang August behauptete der Youtube-Kanal "Moore's Law Is Dead" bereits, dass Intel die Advanced Architecture Development Group aufgelöst und die Desktop-Prozessorfamilie Beast Lake gestrichen haben soll. Der Kanal hat nicht die beste Quote, was Gerüchte angeht; die Gründung von Ahead Computing untermauert die Behauptungen jetzt aber. Zudem hat Intel angekündigt, in allen Abteilungen nach Einsparpotenzial zu suchen, nur noch die aussichtsreichsten Projekte umzusetzen und rund 15 Prozent der Angestellten zu entlassen.

CEO von Ahead ist Debbie Marr, die 33 Jahre bei Intel verbracht hat. Sie gehörte als Fellow zur Firmenführung und leitete als Chefarchitektin die AADG. Bis 2017/2018 war sie nach eigenen Angaben konkret an der Entwicklung von Core-i- und Xeon-Prozessoren beteiligt – in dem Jahr waren die Core i-8000 (Coffee Lake), Core i-9000X (Skylake-X) und Skylake-Xeons aktuell.

Zu Marrs weniger ruhmreichen Beteiligungen gehört der Pentium 4 (Prescott), bei dem sie sich um die Hyper-Threading-Implementierung kümmerte.

Die weiteren MitgrĂĽnder von Ahead Computing sind:

  • Jonathan Pearce – zuletzt Chefingenieur und "key technologist & strategist" bei Intel
  • Srikanth Srinivasan – zuletzt Leiter der Front- und Back-End-Teams fĂĽr Royal Core
  • Mark Dechene – zuletzt Chefingenieur fĂĽr das Speichersystem von Royal Core

Fraglich ist, inwiefern Intel Ideen des Royal-Core-Designs noch verwendet. Einzelne Designbestandteile könnte die Firma in kommenden Prozessorgenerationen umsetzen. Einen harten Umstieg auf eine komplett neue Architektur soll es nicht mehr geben.

Auf Reddit kursieren Gerüchte zur Auflösung der Advanced Architecture Development Group, die sich nicht verifizieren lassen, aber plausibel klingen. Demnach hat Intel die Gruppe aufgelöst und das Entwicklungsteam auf andere Gruppen verteilt. Ein großer Teil wechselte angeblich zur GPU-Entwicklung, um primär den KI-Beschleuniger Falcon Shore aufzupäppeln.

Anfang 2023 – vor dem KI-Boom – soll Intel die GPU-Teams erheblich ausgedünnt haben. Was dafür spricht: Damals strich die Firma den Ponte-Vecchio-Nachfolger Rialto Bridge und verschob den Nach-Nachfolger Falcon Shores von 2024 auf 2025. Debbie Marr und andere Teammitglieder sollen mit der Ausrichtung nicht einverstanden gewesen sein.

Nun entwickeln sie CPU-Kerne mit dem offenen Befehlssatz RISC-V. Wo die Reise hingeht, ist derzeit offen. Typischerweise entwerfen solche Teams eigene Designs, bevor sie von einer der großen Halbleiterfirmen übernommen werden. Das geschah zuletzt etwa mit Nuvia, gegründet unter anderem vom ehemaligen Apple-CPU-Experten Gerard Williams III, das später von Qualcomm übernommen wurde.

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