Gamescom: Microsoft spielt auf Windows Phone 7

Das im Oktober startende Smartphone-Betriebssystem wird mit Xbox Live gekoppelt und erfreut sich bereits zum Start einer breiten Unterstützung mobiler Spiele.

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Spiele zum Streicheln: Wie auch auf dem iPhone werden die Phone-7-Spiele per Touch-Screen bedient.

Niemand solle behaupten, Microsoft kenne sich nur mit Betriebssystemen aus, die per Maus gesteuert werden. Bereits im vergangenen Jahr veröffentlichten die Redmonder ihren Zune-HD-Player auf dem US-Markt, der mit seinen Touch-Menüs der Bedienungsfreundlichkeit den Apple-Produkten Paroli bieten sollte, hoffte der Konzern aus Redmond. Der Multimedia-Player schafften es allerdings nie auf den deutschen Markt; im Oktober soll die Software aber auf den neuen Smartphones mit Windows Phone 7 den Weg nach Europa finden. Mit dem neuen Handy-Betriebssystem wagt Microsoft auch den Schritt zu mobilen Spielkonsolen. Dazu wird Windows Phone 7 mit Xbox Live gekoppelt, dem Online-Dienst der Xbox 360.

Spieler mit einem Xbox-Live-Konto können ihre Daten, Trophäen und ihren Avatar auf die Smartphones übertragen und Nachrichten mit anderen Spielern austauschen. 50 Spiele sollen bereits zum Start erscheinen; namhafte Publisher wie Gameloft, Konami, Namco Bandai, Popcap oder THQ sind mit dabei. Gezeigt wird auf der Gamescom in Köln beispielsweise der Tower-Defense-Ableger „Crackdown 2“, der auf einer Satelliten-Karte des aktuellen Standorts des Spielers stattfindet. Jedes Spiel werde in einer kostenlosen Demo-Version angeboten.

Wie auch auf der Xbox 360 selektiert Microsoft die Veröffentlichungen in seinem App-Store. Es werde aber auch einen Independent-Bereich geben, dessen Veröffentlichungen von den Mitgliedern des XNA Developers Club kontrolliert werden. 75 bis 100 Mobilspiele von unabhängigen Entwicklern will Microsoft pro Jahr unter die eigenen Fittiche nehmen. Gezahlt wird wider Erwarten nicht mit Microsoft Points, sondern mit realen Währungen. Die Spiele können nicht nur unterwegs, sondern auch über eine Zune-Software für den PC geladen und auf das Smartphone übertragen werden.

Bezahl-Abos wie auf der Konsole gibt es noch nicht. Online-Mehrspielerpartien, in denen Spieler direkt gegeneinander antreten, sind zunächst nicht vorgesehen. Allenfalls asynchrone Online-Spiele (Turn by Turn) sowie Vergleiche von High-Scores seien laut Microsoft möglich.

Wer ein Spiel für Windows Phone 7 entwickeln möchte, braucht lediglich die Silverlight- oder XNA-Game-Studio-Entwicklungsumgebung. Wie auch im App Store von Apple erhält der Entwickler 70 Prozent des Verkaufspreises, 30 Prozent behält Microsoft für den Vertrieb.

Um eine Aufsplitterung wie im Android-Markt zu verhindern, machen die Spezifikationen den Handy-Herstellern enge Vorgaben, was Bildschirmauflösung, Hauptspeicher und Prozessor angeht. So soll sichergestellt werden, dass die Spiele auf jedem Smartphone mit Windows Phone 7 laufen, egal ob es von Samsung, LG, Asus, Dell oder HTC kommt. Deren Grafikqualität ist durchaus mit der der ersten Xbox vergleichbar, die Bildschirmauflösung ist mit 480 × 800 Bildpunkten sogar noch etwas höher. Komplexe Szenen lassen sich jedoch auch in niedrigeren Auflösungen rendern. Das Smartphone skaliert die Spiele dann automatisch hoch. (hag)