Gates: Wir sind erst am Anfang dessen, was mit Software möglich ist

Microsoft freute sich über Erfolge mit Windows Server 2003 und hat große Pläne für die nächste Windows-Version "Longhorn"; neben Neueinstellungen und erhöhten Forschungsausgaben gab es zudem Fortschritte im Kartellverfahren.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 520 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.

Erfreulich war der Auftakt des Nachrichtenreigens im Rahmen von Microsofts Analysten-Treffen. Der Konzern wolle 5000 neue Stellen schaffen und die Forschungs-Aufwendungen erhöhen, hieß es. Aber Microsoft meinte, den Investoren noch mehr erfreuliche Nachrichten bieten zu können: Microsoft-Manager Bob Kelly konnte berichten, Windows Server 2003 habe sich in den 90 Tagen seit Erscheinen besser verkauft als seine Vorgänger. Genaue Zahlen gab Microsoft nicht bekannt, aber ungefähr 2,5 Millionen potenzielle Kunden hätten das Programm unter die Lupe genommen.

Der Software-Riese kündigte ebenfalls eine Produktoffensive bei CRM-Software (Customer Relationship Management) an. Bis zum Ende des Jahres soll Microsoft CRM 1.2 in neun Sprachen in 20 Ländern auf den Markt kommen. In Deutschland soll das Produkt ab Anfang Dezember erhältlich sein. "Die Nachfrage nach Microsoft CRM ist hoch. Kunden, Entwickler und Partner fragen nach dem Produkt -- und das in allen Ländern weltweit", glaubt Jürgen Baier, Director Microsoft Business Solutions Deutschland. Damit stößt er in das gleiche Horn, das schon im Juni Tom Siebel erklingen ließ.

Bill Gates betonte erneut, dass trotz der "rauen Realität" des Einbruchs der Technologie-Investitionen die Software-Innovationen und die Hightech-Industrie durch die weitere Hardware-Entwicklung vorangetrieben würden: "Wir glauben, dass wir erst am Anfang dessen stehen, was wir mit Software tun können." Gates hatte in seiner Ansprache auf dem Analysten-Meeting angekündigt, sein Unternehmen setze künftig mehr auf modellbasiertes Programmieren. Es werde immer wichtiger auf dem Weg zum Code, und auch das kommende Windows, Codename "Longhorn", von dem es erste Beta-Versionen im kommenden Jahr geben soll, werde davon profitieren. Man wolle die Entwicklung der unterschiedlichen Produkte weitaus stärker integrieren; und zur gleichen Zeit, zu der Longhorn ausgeliefert werden, solle es auch neue Versionen von Office, Microsofts Server-Software und anderen Lösungen geben, die mit dem neuen Betriebssystem verbunden seien.

Spekuliert wird bereits darüber, Microsoft wolle vor diesem Hintergrund die bisher eher zarten Bande mit der Object Management Group (OMG) verstärken. Vor knapp drei Jahren hatte die von Microsoft favorisierte Meta Data Coalition, die mit dem Open Information Model (OIM) einen eigenen Standard für Data Warehouses etablieren wollte, aufgegeben und war in der OMG aufgegangen.

Unterdessen kommt von Richterin Colleen Kollar-Kotelly die Nachricht, sie werde Microsoft weiter aufmerksam beobachten. Die Aufpasser, die überwachen, ob der Konzern die mit dem US-Justizministerium in einer außergerichtlichen Einigung vereinbarten Auflagen einhält und umsetzt, hatten während einer Anhörung berichtet, Microsoft senke wie verlangt die Preise für Konkurrenten, die seine Technik nutzen wollen. Zuvor hatte es in einem Zwischenbericht der Kartellrechtsexperten des US-Justizministeriums geheißen, zumindest bei den Protokoll-Lizenzierungen müsse Microsoft noch nachbessern. Hier gab es offensichtlich nun Fortschritte -- eine Regierungsanwältin betonte, es habe substanzielle Verbesserungen gegeben, um den Beschwerden von Konkurrenten über die Prozedur und die Preise für die Protokoll-Lizenzierung zu begegnen. Kollar-Kotelly meinte, sie sei zuvor besorgt gewesen, aber nun erfreut über die erzielten Fortschritte.

Was Microsoft nicht bekannt gab, ließ allerdings im Vorfeld des Analysten-Meetings die Gerüchteküche überkochen: Was man denn nun genau mit den 49 Milliarden US-Dollar an liquiden Mitteln vorhabe, die der Konzern angehäuft hat? Über die Ankündigung von Neueinstellungen und die Erhöhung der Forschungsaufwendungen hinaus sind aber keine konkreten Pläne bei Microsoft vorhanden: Man will immer noch abwarten, wie sich die anhaltenden juristischen Auseinandersetzungen entwickeln. Gerade erst war etwa eine Einigung in Kalifornien unter Dach und Fach gebracht worden, nach der Microsoft 1,1 Milliarden US-Dollar an Kunden zurückerstatten muss, die für Windows und Office überhöhte Preise gezahlt hatten. (anw/c't) / (jk)