Gemischte Gefühle zum Abschluss der Computex 2007 [Update]
Während sich die Ausstellungsmacher Teitra und TCA über neue Besucherrekorde freuen, fielen die Bewertungen der diesjährigen Computex bei den Besuchern eher verhalten aus.
Wie eigentlich auch nicht anders zu erwarten bezeichnete Walter Yeh, Executive Vice President der TAITRA, die Computex 2007 auf der Abschlusspressekonferenz als großen Erfolg. Wieder sei es gelungen, die Zahl der ausländischen Besucher – oder "Buyer", wie man hier in Taiwan zu sagen pflegt – zu steigern. Insgesamt hätten 33.000 den Weg auf die zweitgrößte IT-Messe der Welt gefunden – darunter gut 500 aus Deutschland. Hinzu kämen noch einmal gut 103 000 Besucher aus dem Inland. Verglichen mit den Zahlen vom Vorjahr (130.000 Besucher, davon gut 30.000 aus dem Ausland) sei das zwar keine überwältigende Steigerung, räumte Yeh ein, doch besonders stolz sei man auf den zehnprozentigen Zuwachs bei den "Foreign Buyers".
Gemischte Gefühle zum Abschluss der Computex 2007 (10 Bilder)
Gemischte Gefühle zum Abschluss der Computex 2007
Walter Yeh betonte denn auch die aus seiner Sicht klare Arbeitsteilung zwischen der hannoverschen CeBIT und der Computex: Auf der CeBIT würde man die neuen Produkte sehen, auf der Computex tätige man dann die Abschlüsse, weil die Produkte marktreif seien.
Alte Hüte?
Die Computex als Messe ohne Neuheiten? Der Eindruck konnte sich durchaus aufdrängen. Bildete die letzte Computex noch die Arena für einen spannenden Wettkampf zwischen AMD und Intel, so blieb das Feld dieses Mal Intel allein überlassen. Eine neue Chipsatz-Familie, die so genannte "Series 3" beziehungsweise "Bearlake", und die Proklamation einer neuen Klasse von Mobilgeräten, den so genannten MIDs, reichte aus, um AMD weitgehend die Show zu stehlen. So bestimmten denn auch vor allem Mainbords mit Intels P35-, G33- und X38-Chipsätzen das Bild auf den Ständen der Boardhersteller. So richtig neu waren aber längst nicht alle diese Boards. Einige hatten sogar schon vor geraumer Zeit den Weg in den deutschen Einzelhandel gefunden.
Intel überall? Na ja, einige Aufmerksamkeitspunkte konnte AMD aber immerhin mit dem noch längst nicht lieferbaren 790-Chipsatz einheimsen. Entsprechende Boards mit dem Prozessorsockel AM2+ waren bereits auf etlichen Ständen zu sehen.
Computex 2007 – Messegirls (11 Bilder)
Gemischte Gefühle zum Abschluss der Computex 2007
Stimmungsaufhellend schien das aber nicht gerade zu wirken. So mancher Besucher zeigte sich enttäuscht von vom Angebot auf der diesjährigen Computex. "Hab ich doch schon auf der CeBIT gesehen", war denn auch ein oft gehörtes Besucherstatement. Tatsächlich entpuppten sich viele der als "brandaktuell" angepriesenen Ausstellungsstücke als alte Bekannte von der CeBIT. Andere Besucher zeigten sich durchaus zufrieden mit dem Angebot auf der Messe, was möglicherweise auch an den vielen aufgebotenen Show-Girls liegen könnte. Die Stimmung bei den Ausstellern, die dieses Unterhaltungsprogramm bezahlen mussten, war zwar nicht gerade euphorisch, aber man zeigte sich durchaus zufrieden mit den erzielten Abschlüssen.
Bei genauerem Hinsehen gab es auf der Computex 2007 doch einige interessante Neuheiten, etwa bei den nun langsam bezahlbar werdenden Solid-State-Disks oder den externen Massenspeichersystemen mit und ohne Netzwerkanschluss. Auf der Computex traditionell gut vertreten waren auch die Hersteller von Gehäusen und Netzteilen, auch wenn gerade in diesem Bereich einiger Wildwuchs zu beklagen ist.
Durchaus spannende Auswirkungen auf die Computex hatte auch der Kleinkrieg, der sich derzeit zwischen dem MIT-Professor Nicholas Negroponte und Intel rund um den 100-Dollar-Laptop entfaltet. So zeigten diverse Hersteller wie etwa Asus und VIA Entwürfe für preisgünstige Notebooks.
Apropos VIA: Auf der Computex schwirrte nachhaltig das Gerücht herum, das sich das Unternehmen aus dem Chipsatz-Geschäft zurückziehen werde. Richard Brown, zuständig für das internationale Marketing bei VIA, wollte diese Gerüchte zwar nicht bestätigen, räumte aber ein, dass man derzeit noch keine Lizenz für Intels neuen Prozessorbus habe. Spannend und voller interessanter Zukunftsperspektiven, betonte Brown in einem Gespräch mit c't, seien vor allem die neuen preiswerten und energiesparenden Mobilgeräte. Da Intel diese Produktgruppe auch gerade weiter in seinen Fokus gerückt hat, wird das sicher ein interessantes Wettrennen.
Kuriositätenkabinett
Weiten Raum auf der Computex nahm auch der Bereich Displays ein. Hier bot sich dem Besucher vor allem bei den digitalen Bilderrahmen ein teils attraktives, teilweise aber auch gruseliges Angebot dar. Gerade in der Halle 3, in der neben den Großen der Branche auch viele kleinere Anbieter ihr Lager aufgeschlagen hatten, konnte man sich kaum vor Angeboten retten. Besonders auffällig war hier allerdings das geradezu barock anmutendes 10,2"-Modell DFP102 von AboCom: Der kleine Flachbildschirm steckt hier in einem verschnörkelten silberfarbenen Rahmen. Die dargestellten Bilder stammen entweder von einem USB-Stick oder von CF-, SD-, XD-, MMC-Carten beziehungsweise einem Memory-Stick. Damit die Bilder hell erstrahlen, ist allerdings auch noch ein 12-Volt-Netzteil erforderlich. Der Bilderrahmen muss also "verkabelt" werden, was dem Gesamteindruck an der Wand sicher einigen Abbruch tut.
Ohnehin war so manches Ausstellungsstück in Halle 3 und den oberen Etagen der Halle 1 gut für ein Schmunzeln. Wie wäre es etwa mit einer Web-Cam, versteckt in einem Plastikhündchen oder in an Playmobil-Männchen erinnernden kleinen Kerlen? Passendes hatte zum Beispiel Aamax im Programm.
Computex 2007 – Kurioses (16 Bilder)
Gemischte Gefühle zum Abschluss der Computex 2007
Oder darf es vielleicht ein wuchtiger Röhrenverstärker für den iPod sein? Hier möchte beispielsweise die Firma Azon weiterhelfen, die eine stilvolle Dockingstation für den iPod in edlem Chrom-Klavierlack-Design nebst passendem Verstärker auf ihrem Stand zeigte. Das gute Stück leistet zwei mal 15 Watt (+/- 1,5dB) und ist mit drei Röhren bestückt. Auf der Webseite des Unternehmens findet man derzeit allerdings nur eher billig wirkende Verstärker mit Plastikgehäuse. Möglicherweise schaut man sich also besser bei "Fatman" um, deren Röhrenverstärker mit 2×18 beziehungsweise 25 Watt am gleichen Stend zu sehen waren. Wer hier letztlich wessen Produkte fertigt, war von der Standbesatzung leider nicht klar eindeutig in Erfahrung zu bringen.
Besuchern aus dem USA könnte das Grinsen möglicherweise im Gesicht einfrieren, wenn sie den neuen passiven Chipsatz-Kühler von Zaward erblicken. Er besteht aus zwei aufragenden, unterschiedlich langen Heatpipes, die mit Lamellen befächert sind. Das Unternehmen, das als weltweiter Vertriebsbeauftragter der Globefan Technology Co., Ltd. auftritt, hat den Kühler äußerst einfühlsam "Twin Towers" getauft.
Weniger zu den Kuriositäten, aber wohl doch zu den Produkten, die nie den deutschen Markt erreichen, gehört das Media-Center von Elitegroup. Das aus zwei stapelbaren Komponenten bestehende Gerät konnte sich bei Intels Wettbewerb "Core Processor Challange PC-Design" immerhin unter den Finalisten platzieren. Im Oberteil ist unter einer Rauchglasabdeckung das optische Laufwerk untergebracht. In einem Fach daneben steckt die mit einem Display und Bluetooth-Interface ausgestattete aufklappbare Fernbedienung. Weiterhin fand das Systemboard in dem schwarz-weißen Kasten Platz. Die Festplatte befindet sich im zweiten, rein schwarzen Gehäuse, das entweder neben oder unter der Zentraleinheit Platz findet. Hinzu kommt noch ein externes Netzteil. Über die weitere technische Ausstattung dieser Design-Studie schweigt sich Elitegroup allerdings aus. Ob das Gerät jemals in Serie geht, sei noch nicht entschieden, beschied man uns auf Nachfrage. Möglicherweise verrät man uns ja zur nächsten Computex im Jahre 2008 näheres ...
[Update:] Weitere Fundstücke zeigen die Fotogalerien Nützliches (Geotagger, Displays mit LED-Hintergrundlicht und KVM-Switches mit zehn Bildern) und Kurioses (wie USB-betriebene Handschweißtrockner, hörbuchvorlesende Bären, Surroundsound-Satelliten-Autos und Sushi-USB-Sticks mit 16 Bildern). (gs)