Gericht verbietet angeblich VIA-Pentium-4-Chipsätze in Deutschland

Ein Düsseldorfer Gericht soll den Vertrieb von Pentium-4-Chipsätzen der taiwanischen Firma VIA verboten haben.

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Ein Düsseldorfer Gericht soll den Vertrieb von Pentium-4-Chipsätzen der taiwanischen Firma VIA verboten haben. Damit hätte der Kläger Intel im Lizenzstreit mit VIA einen Sieg errungen. Nach einer Meldung der Finanz-Nachrichtenagentur Bloomberg hat die australische Intel-Sprecherin Josie Taylor mitgeteilt, dass ein Düsseldorfer Gericht die Einfuhr und den Verkauf von VIA-Chipsätzen für den Pentium 4 in Deutschland untersagt habe.

Weder VIA-Firmensprecher Richard Brown noch die deutsche VIA-Niederlassung in Troisdorf noch Intel-Sprecher Hans-Jürgen Werner konnten bisher konkretere Angaben zu dem Gerichstbeschluss machen. Auch das zuständige Gericht ist bislang unbekannt -- es könnte sich sowohl um das Landgericht als auch um das Oberlandesgericht in Düsseldorf handeln. Die dortigen Pressestellen haben jedoch ebenfalls keine weiteren Informationen.

Seit über einem Jahr schwelen zwischen VIA und Intel in den USA, Deutschland, Taiwan und anderen Ländern gerichtliche Auseinandersetzungen um angeblich fehlende Lizenzen zur Produktion von Chipsätzen wie dem P4X266, P4X266E oder P4X400 für den Intel-Prozessor Pentium 4. VIA klagte sogar umgekehrt gegen Intel wegen der Verletzung eigener Patente. Vor rund 11 Monaten hoffte VIA-Chef Wenchi Chen (übrigens ein ehemaliger Intel-Mitarbeiter) noch, dass man sich mit Intel gütlich einigen werde. Laut Bloomberg hat Chen nun erklärt, dass VIA gegen die Düsseldorfer Verfügung Berufung einlegen werde.

Intel und VIA haben sich schon häufig vor Gericht getroffen. Wenchi Chen wirft Intel vor, mit den Lizenzstreitigkeiten eine unfaire Kampagne gegen sein Unternehmen durch Verunsicherung der wichtigen Mainboard-Kunden zu betreiben. Intel verweist unterdessen auf die Firmen ALi, ATI und SiS, die für ihre Chipsatz-Lizenzen Gebühren an den Chip-Weltmarktführer bezahlen. Für Außenstehende ist es schwer zu beurteilen, ob Intel den Konkurrenten VIA tatsächlich unfair behindert oder ob es letztlich nur ums Geld, also die Höhe der Lizenzgebühren, geht.

Wegen der Lizenzstreitigkeiten setzen nur wenige Mainboardfirmen die VIA-Chipsätze auf ihren Pentium-4-Platinen ein; in Deutschland verkaufen beispielsweise die taiwanischen Hersteller Elitegroup Computer Systems (ECS), Shuttle und Soltek entsprechende Boards. Die wichtigen Großfirmen Asus, Gigabyte und MSI nutzen diese Chipsätze nicht, daher bietet VIA seit rund einem Jahr Mainboards unter eigenem Namen und unter der Marke VIARAMA an. Am heutigen Donnerstag war auch bei der ECS GmbH niemand für einen Kommentar zu erreichen. (ciw)