VIA dreht den Spieß um: Patentkrieg gegen Intel

Die taiwanische Chipfirma VIA Technologies verklagt Intel vor Gerichten in den USA und in Taiwan.

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Die taiwanische Chipfirma VIA Technologies verklagt Intel vor Gerichten in den USA und in Taiwan. Mit mehreren Klagen wehren sich die Taiwaner gegen angebliche Patentverletzungen, wettbewerbswidriges Verhalten und Sachbeschädigung durch Intel-Angestellte.

In der vergangenen Woche hat Intel die Taiwaner wegen angeblicher Patentverletzung beim Pentium-4-Chipsatz P4X266 verklagt. Daraufhin brach der VIA-Aktienkurs an der Börse in Taipeh um rund sieben Prozent ein. Schon zuvor hatte Intel Mainboard-Hersteller vor dem Einsatz des neuen VIA-Chipsatzes gewarnt. Dieser Chipsatz verbindet den Pentium-4-Prozessor mit Double-Data-Rate-SDRAM. VIA hat von Intel keine Lizenz für den Chipsatz erhalten, anders als die Firmen ALi, ATI und SiS. Intel selbst stellt heute den Chipsatz i845 alias "Brookdale" offiziell vor, der bisher nur mit PC133-SDRAM zurechtkommt. Eine Ausführung mit DDR-SDRAM-Schnittstelle ist allerdings geplant.

VIA ist der Meinung, dass Intel mit dem Chipsatz i845 und dem Pentium 4 Patente der Taiwaner verletze. Um welche es dabei konkret geht, hat VIA noch nicht dargelegt. VIA hat beim Kauf der Grafikchipentwickler von S3 Graphics und der CPU-Designer Centaur und Cyrix auch zahlreiche Patente dieser Firmen übernommen. Darunter sind auch Rechte des Unternehmens Exponential, die S3 schon 1998 Intel vor der Nase wegschnappte und für ein Lizenzabkommen verwendete.

Wie stichhaltig VIAs Patente sind, können nur die Gerichte klären. Patentrechtsprozesse dauern aber meist recht lange. Falls es jemals zu einer gerichtlichen Entscheidung kommen wird, dürfte der Pentium 4 gar nicht mehr auf dem Markt sein. Wahrscheinlich werden sich VIA und Intel schon vorher außergerichtlich einigen, was die beiden Streithähne auch schon häufiger taten. Die VIA-Anwälte setzen Intel die Daumenschrauben etwas anders an, um schnelle Verhandlungen zu erzwingen: In Taiwan wollen sie eine einstweilige Vefügung gegen Intel erwirken, um die Auslieferung des Chipsatzes i845 zu stoppen. Wenn dies gelingt, könnte das Intels Pläne einer raschen Marktdurchdringung des Pentium 4 empfindlich stören. Fast alle weltweit eingesetzten PC-Mainboards stammen aus Fabriken in Taiwan.

Weiter klagt VIA auf Schadenersatz für entstandene Verluste. Die Klage wegen Sachbeschädigung bezieht sich auf einen Vorfall während der diesjährigen Computex in Taipeh: Ballons, die für den P4X266 warben, wurden entfernt. VIA ist der Meinung, dass Intel-Mitarbeiter diese Ballons im Auftrag ihres Unternehmens beschädigt hätten.

VIA und Intel pflegen eine lange Tradition gerichtlicher Auseinandersetzungen – man kann schon von einer Art Hassliebe sprechen. Bekanntlich ist VIA-Chef Wen-Chi Chen ein ehemaliger Intel-Mitarbeiter.

Patente dienen zunehmend als Waffen im Krieg um die Marktmacht. Firmen horten strategische Patent-Portfolios zur Behinderung der Konkurrenz, setzen diese aber auch im Rahmen von Patent-Austauschabkommen ein, um an andere Lizenzen zu kommen. (ciw)