Gigabell-Zukunft entscheidet sich bis Ende Oktober

Inzwischen recherchiert die Staatsanwaltschaft gegen das Unternehmen wegen möglicher Insolvenzverschleppung und des Verdachts auf Insider-Geschäfte.

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  • dpa

Die Zukunft der insolventen Frankfurter Gigabell AG wird sich bis Ende Oktober entscheiden. Bis dann steht nach Aussage von Insolvenzverwalter Dirk Pfeil fest, ob das finnische Telekommunikationsunternehmen Saunalahti bei Gigabell einsteigt und damit den Fortbestand garantiert. Weitere Interessenten gebe es nicht, sagte Pfeil am Montagnachmittag in Frankfurt. Auch die Staatsanwaltschaft interessiert sich mittlerweile für die Umstände der Pleite.

Sollten sich die Finnen gegen eine Gigabell-Übernahme entscheiden, müsste er am 1. November den Geschäftsbetrieb einstellen, sagte Pfeil. Die finnischen Interessenten hielten sich derzeit in Frankfurt auf. Möglicherweise sei bereits in dieser Woche mit einer Erklärung zu rechnen. Auf den potenziellen Käufer könnten allerdings Belastungen von bis zu 100 Millionen Mark zukommen, schätzt Pfeil. Die Verbindlichkeiten gegenüber Lieferanten bezifferte er auf 50 Millionen Mark, davon allein zehn Millionen Mark bei der Deutschen Telekom. Nach Darstellung Pfeils habe die Telekom darauf verzichtet, Gigabell die Leitungen zu sperren, offenbar nachdem Ministerpräsident Roland Koch auf Pfeils Bitte bei der Telekom vorstellig geworden sei. Weitere zehn Millionen DM resultierten aus laufenden Verträgen. Hinzu kämen mögliche Schadensersatzforderungen.

Die Staatsanwaltschaft recherchiert derweil nach Angaben Pfeils wegen möglicher Insolvenzverschleppung und des Verdachts auf Insidergeschäfte. Heftige Kritik äußerte der Insolvenzverwalter an dem mittlerweile zurückgetretenen Vorstandschef Daniel David. Dieser habe sich offenbar vor allem darum gekümmert, seine Aktien Gewinn bringend zu verkaufen. Daniel hat nach Pfeils Bericht in der Gigabell-Zentrale ein Chaos hinterlassen. Akten seien möglicherweise verschwunden. Völlig unklar sei daher die Zahl der Mitarbeiter und die aktuelle Geschäftslage. Pfeil schätzt die Zahl auf 200 Beschäftigte, die im Oktober noch mit ihrem Gehalt rechnen könnten. Die Verluste sind im laufenden Geschäftsjahr weiter angestiegen. Waren es Ende Juni bereits 24,2 Millionen Mark und damit mehr als der Umsatz, sind bis zum Ende September weitere Verluste in Höhe von sechs bis acht Millionen DM aufgelaufen. Auch im Oktober habe sich die Ertragslage nicht verbessert. (dpa) (jk)