Größte schwimmende Solaranlage auf größtem künstlichen See Deutschlands

Die größte schwimmende Photovoltaik-Anlage Deutschlands wird jetzt in der Niederlausitz gebaut. Die Stromausbeute wird größer als ursprünglich geplant.

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Zwei Personen in orangen Warnjacken blicken auf Baugerät, das gerade eine Dalbe in Erdreich treibt

(Bild: LEAG)

Lesezeit: 3 Min.

Baubeginn auf dem Ostsee-Gelände bei Cottbus/Chóśebuz: Die 34 Dalben für die größte schwimmende Solaranlage Deutschlands stecken seit Dienstag im zukünftigen Seeboden. An diesen 15 Meter langen Stahlrohren werden als Nächstes fast 1.900 Schwimmkörper und rund 51.000 Solarmodule befestigt. Sie werden mit steigendem Wasserpegel aufschwimmen und sollen ab der zweiten Jahreshälfte 2024 Strom produzieren. Ursprünglich geplant waren 21 Megawatt, dank Verbesserungen werden nun sogar 29 MW installiert.

Die Solaranlage wird mit 16 Hektar die größte schwimmende Photovoltaik-Anlage der Bundesrepublik sein. Der Cottbusser Ostsee ist ein Restloch des Kohletagebaus in der Niederlausitz. Er wird seit 2019 geflutet; mehr als 80 Prozent des Wassers kommt aus der Spree, der Rest ist Grundwasser. Die Wasserzufuhr wird wöchentlich dem jeweiligen Wasserstand der Spree angepasst. Die Flutung könnte 2030 abgeschlossen sein. Voll gefüllt wird der Ostsee 150 Millionen Kubikmeter Wasser und eine Fläche von 19 Quadratkilometern haben.

Das Sonnenkraftwerk wird also weniger als ein Prozent der Seefläche abdecken. Für Investor LEAG ist die "innovative Verankerung auf Basis von eingerammten Dalben" das technische "Highlight" des Projekts. Das unter anderem bei Seebrücken bewährte Verfahren werde erstmals für ein schwimmendes Solarkraftwerk genutzt.

Aus politischer Sicht ist das relativ geringe Konfliktpotenzial der Anlage der wesentliche Vorteil: Weil die Paneele flach auf dem Wasser schwimmen und möglichst weit von touristisch genutzten Uferabschnitten installiert werden, sind sie von dort kaum zu sehen. Sie verbrauchen keine anders nutzbaren Bodenflächen und befinden sich abseits geplanter Schifffahrtsrouten. Ein Nachteil sind höhere Kosten, im Vergleich zu einem Solarkraftwerk an Land.

"Die Stadt Cottbus/Chóśebuz hat sich die Entwicklung eines CO2-neutralen Hafen- und Stadtquartiers als Ziel gesetzt, um der Stadtentwicklung neue Impulse zu verleihen. Floating-PV ist dabei nur der erste Schritt, den wir jetzt gemeinsam gehen, weitere Projekte wie Windenergieanlagen und eine Seewasserwärmepumpe werden folgen", sagte im Oktober der damalige Oberbürgermeister Holger Kelch. Damals fiel der Satzungsbeschluss für das Projekt.

Luftaufnahme des Ostsee-Geländes mit den Dalben, an denen das schwimmende Solarkraftwerk befestigt werden wird

(Bild: LEAG)

Die LEAG gehört je zur Hälfte der tschechischen Energetický a průmyslový Holding (EPH) und der auf Jersey registrierten Firma PPF Investments. Deren Webseite nennt den Tschechen Tomas Brzobohaty als Mehrheitseigentümer. EPH steht fast zur Gänze im Eigentum seines Landsmannes Daniel Křetínský.

Eine halb so große, schwimmende Photovoltaikanlage mit 15 Megawatt Leistung soll noch dieses Jahr auf dem Kiessee zwischen Karlsruhe und Heidelberg in Betrieb gehen. Sie soll im ersten vollen Betriebsjahr knapp 16 Gigawattstunden Strom für das örtliche Philipp-Kieswerk erzeugen. Etwaiger Überschuss wandert ins Stromnetz. Investoren sind dort die Firmen Philipp & Co sowie O&L Europe, durchgeführt wird das Projekt von der bayrischen Firma O&L Nextentury. Projektentwickler in Cottbus ist die örtliche Firma EP New Energies.

(ds)