Grüne EU-Abgeordnete fordert gleichberechtigte Web-Browser

Die Grünen-EU-Abgeordnete Eva Lichtenberger stellt in einem Brief an Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes einige Forderungen zu Web-Browsern und Interoperabilität im Microsoft-Kartellverfahren auf.

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Eva Lichtenberger, österreichische Abgeordnete der Grünen im Europäischen Parlament, sorgt sich um die Freiheit der Windows-Nutzer bei der Wahl des Web-Browsers. Angesichts der laufenden Verhandlungen zwischen der EU und Microsoft über die Bündelung des Internet Explorer mit Windows stellt sie in einem Brief an die für Wettbewerb zuständige EU-Kommissarin Neelie Kroes Forderungen auf, die bei einer Einigung in dem Kartellverfahren berücksichtigt werden sollten. So sollten ihrer Meinung nach die Web-Browser, die in dem von Microsoft vorgeschlagenen Auswahlfenster als Alternative angeboten werden, nach transparenten Kriterien ausgesucht werden. Dazu gehöre die Wachstumsrate ihrer Verbreitung und die Verfügbarkeit auf verschiedenen Plattformen. Zudem sollte der Internet Explorer dabei nicht hervorgehoben werden, aber leicht zu deinstallieren sein.

Microsoft hatte im Juli vorgeschlagen, dass alle derzeitigen Windows-Nutzer in Europa mit Hilfe eines Software-Updates über das Internet gefragt werden, ob sie den Browser wechseln wollen. Dazu sollen sie eine Liste mit möglichen Alternativen bekommen. In dem Auswahlfenster sollen die Anwender einen anderen Web-Browser als den Internet Explorer als Standardbrowser einstellen können, außerdem soll sich Microsofts Web-Browser komplett deaktivieren lassen. Bei einem neuen PC mit Windows 7 soll der Internet Explorer zwar standardmäßig installiert sein, der Nutzer aber ebenfalls automatisch andere Browser angeboten bekommen, den Internet-Explorer deaktivieren und einen anderen Standardbrowser einstellen können.

Lichtenberger sieht sich laut ihrem Brief dazu veranlasst, darauf hinzuweisen, dass der Internet Explorer selbst nicht das geeignete Umfeld bietet, um eine völlige Wahlfreiheit zwischen den Web-Browsern zu bieten. Das sei aber nach ihrem Verständnis eine der Schlüsselfunktionen in dem Microsoft-Angebot. Falls der Vorschlag so umgesetzt würde, hätte dies keine Auswirkung auf den Markt.

Weiter weist die Grünen-Abgeordnete auf die Problematik hin, dass Microsoft fortgesetzt gegen die Auflagen verstoßen habe, wichtige Informationen zur Interoperabilität herauszugeben. Microsoft-Konkurrenten sollten aber alle Informationen so schnell wie möglich zur Verfügung stehen. In diesem Zusammenhang verweist sie darauf, dass die Grünen der freien und Open-Source-Software verpflichtet seien, die in Europa eine wachsende Bedeutung habe. Bei einer Einigung zwischen der EU und Microsoft über Interoperabilitätsinformationen zu Protokollen und Schnittstellen müsse berücksichtigt werden, dass diese ohne Einschränkung in freier und Open-Source-Software genutzt werden können.

Die EU-Kommission dringt in dem nach einer Beschwerde von Opera laufenden Wettbewerbsverfahren darauf, dass es bei Windows mehr Auswahl bei Browsern geben soll. Die derzeitige Koppelung des Internet Explorer mit Microsofts Windows-Betriebssystem könne den freien Wettbewerb behindern. Bisher drohen ein hohes Bußgeld und weitere Sanktionen, die Microsoft mit seinem Vorschlag abwenden will. Frühere Strafgelder aus Brüssel gegen Microsoft belaufen sich bereits auf rund 1,7 Milliarden Euro.

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(anw)