Grüne fordern Senkung der Mobilfunk-Grenzwerte

Die bayerischen Grünen haben heute in München erneut eine drastische Senkung der Grenzwerte für Mobilfunkanlagen und Handys gefordert.

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Von
  • Wolfgang Stieler

Die bayerischen Grünen haben heute in München erneut eine drastische Senkung der Grenzwerte für Mobilfunkanlagen und Handys gefordert. Landeschefin Margarete Bause erklärte, die elektrische Feldstärke von Sendeanlagen müsse um das Zehnfache reduziert werden. Bei den Endgeräten solle die Strahlung von jetzt zwei bis vier Watt pro Kilogramm Körpermasse (SAR, Spezifische Absorptionsrate) auf 0,5 Watt begrenzt werden. Bisher seien mögliche Gesundheitsschäden durch den Mobilfunk zu wenig erforscht. "Deshalb ist Vorsorge das Gebot der Stunde." Bereits Anfang August hatte der schleswig-holsteinische Umweltminister Klaus Müller eine solche Absenkung gefordert.

Nach Angaben der bayrischen Grünen-Chefin sind inzwischen fast 50 Millionen Handys in Umlauf. Das mobile Telefonieren werde immer beliebter. Andererseits klagten zunehmend mehr Menschen im Umfeld von Sendeanlagen über Kopfschmerzen, Unwohlsein, Müdigkeit, Schlafstörungen und Nervosität. Kinder und elektrosensible Menschen seien besonders betroffen.

Der Grünen-Bundestagsabgeordneten Albert Schmidt forderte die Handy-Hersteller, die die Abstrahlung ihrer Geräte ab Herbst in der Bedienungsanleitung angeben wollen, auf, auch auf dem Apparat selbst ein für den Verbraucher einfach zu verstehendes "Papperl" anzubringen. Für Handys, die nur ein Viertel des erlaubten Höchstwerts haben, sollte es das Prädikat "strahlungsarm" geben, schlug Schmidt vor.

An die bayerische Staatsregierung appellierten die Grünen, das Baurecht zu ändern. Derzeit sind Sendemasten, die niedriger als zehn Meter sind, von einem Genehmigungsverfahren ausgenommen. Dies sei widersinnig, weil gerade von niedrigen Anlagen für den Menschen besondere Gefahr ausgehe, sagte Bause. Ein entsprechender Antrag der Grünen war im Landtag am Widerstand von CSU und SPD gescheitert.

Auch Bundesumweltminiter Jürgen Trittin hatte mehrfach angekündigt, die Vorsorge gegen mögliche Gesundheitsgefahren durch Mobilfunkstrahlung verbessern zu wollen. So könnten beispielsweise die Strahlungs-Grenzwerte, die seit 1997 in Deutschland gelten, im Rahmen einer im Herbst anstehenden Novellierung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes verschärft werden. Die Mobilfunkhersteller weisen den Vorwurf der möglichen Gesundheitsgefährdung durch Handy-Smog zurück: Sie sehen keine wissenschaftliche Grundlage dafür, die Grenzwerte zu senken. (wst)