Gruner+Jahr-Chef setzt sich für Online-Bezahlmodell ein

Der Verlagschef Bernd Buchholz plädiert dafür, ein funktionierendes System für Micropayment aufzubauen. Es sei eine Lösung nötig, bei der die Angebote vieler Verlage auf einer Plattform einfach aufrufbar sind und die Nutzer auch einfach zahlen können.

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Der Verlag Gruner + Jahr sucht nach Wegen, für seine Magazine und den im Internet angebotenen Inhalten einen höheren Erlösanteil bei den Lesern zu erzielen. Während er früher 40 Prozent der Einnahmen aus dem Verkauf und den Abonnements erzielt habe, seien es nun rund die Hälfte, erläuterte der Vorstandsvorsitzende des Verlags, Bernd Buchholz, in einem Interview. Der Anteil der Vertriebserlöse werde künftig wohl sogar 60 Prozent betragen. "Wir werden uns davon verabschieden müssen, dass die Werbung weit überproportionale Teile der Einnahmen erbringt. Und wir müssen folgerichtig hinnehmen, dass wir grundsätzlich mit knapperen Mitteln wirtschaften müssen." Journalistische Qualität lasse sich nur sichern, wenn wirtschaftlich gearbeitet werde.

Dabei geht Buchholz davon aus, dass es reine Nachrichten auch weiterhin kostenlos geben werde. Für "besonders interessante und einzigartige Angebote" würden die Menschen aber immer häufiger bezahlen. Der Verlagschef plädiert dafür, ein funktionierendes System für Micropayment aufzubauen. Hier hätten Großverlage in den USA den richtigen Weg eingeschlagen, die ihre Inhalte gemeinsam über einen Online-Kiosk verkaufen und dabei auch ganze Magazine zum Lesen auf einem elektronischen Lesegerät bereitstellen wollten. Wie schon im April betonte Buchholz nun, es sei eine Lösung nötig, bei der die Angebote vieler Verlage auf einer Plattform einfach aufrufbar sind und die Nutzer auch einfach zahlen können.

Google selbst verweist immer wieder darauf, selbst kaum Umsätze mit den auf Nachrichtenseiten zusammengesuchten Überschriften und Kurztexten zu machen. Vielmehr würden Internetnutzer auf die Websites der Inhalteanbieter gelenkt. Im April dieses Jahres hatte der Internetdienstleister den US-Zeitungen seine Kooperation bei der Entwicklung von neuen Vermarktungsmodellen angeboten und im September den Vorschlag für ein Bezahlsystem nachgeschoben. Buchholz setzt sich für eine neutrale Plattform ein, also eine, bei der auch nicht ein IT-Konzern wie Apple die Bezahlinhalte organisiert. Im April hatten US-Medienveteranen ein System zur Online-Vermarktung von Zeitungsinhalten vorgeschlagen, das voraussichtlich in diesem Herbst bereitstehen soll.

Mit seinen eigenen Online-Angeboten befinde sich Gruner + Jahr insgesamt noch in der "Investitionsphase". Einzelne Angebote wie das Kochportal Chefkoch.de oder xx-well.com seien aber schon profitabel. Buchholz zeigte sich mit Blick auf Google und seinen News-Aggregator erfreut darüber, dass die Bundesregierung das Anliegen der Verlage unterstütze, die sich in der "Hamburger Erklärung" zusammengefunden haben. Darin fordern sie unter anderem ein Leistungsschutzrecht. "Diejenigen, die Inhalte wirklich herstellen, müssen von der Verwertung kräftig mitprofitieren, weil es sonst irgendwann keine Inhalte mehr gibt. Darum brauchen wir ein Modell, in dem Verlage und Redaktionen mit profitieren." (anw)