HP präzisiert seine Itanium-Roadmap

Per Webcast informierten hochrangige HP-Manager über neue Hochleistungsserver mit Prozessoren aus der 64-Bit-CPU-Reihe Itanium; gleichzeitig stellte sich das Unternehmen als Mittelstands-Partner dar.

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Per Webcast informierten hochrangige HP-Manager über neue Hochleistungsserver mit Itanium-Prozessoren, gleichzeitig stellte sich das Unternehmen als Mittelstands-Partner dar. In der Präsentation sagte HP-Chefin Carly Fiorina ein enormes Wachstum der weltweit von Großfirmen verarbeiteten Datenmengen voraus, unter anderem verursacht von der breiten Einführung der Funketiketten für Handelsprodukte (RFID). Solche Datenfluten blieben nur durch den Einsatz leistungsfähiger und besonders ausfallsicherer Serversysteme beherrschbar -- und bei diesen 64-Bit-Systemen setzt HP bekanntlich auf den gemeinsam mit Intel entwickelten Itanium-Prozessor, der sowohl Alpha- als auch PA-RISC- und ab Mitte des Jahres auch die MIPS-Prozessoren in den fehlertoleranten NonStop-Servern ablösen soll.

Überraschende Neuigkeiten hatten die HP-Manager Ann Livermore und Rich Marcello, die sich im Anschluss an ihre Web-Auftritte auch einem Online-Chat stellten, zwar nicht zu vermelden; doch es gibt eine Fülle an Detailinformationen zu neuen Gerätevarianten und den Planungen bei HP für kommende Serversysteme. So bietet HP die neuen Itanium-2-Typen mit bis zu 1,6 GHz Taktfrequenz und 9 MByte L3-Cache jetzt in einigen Modellen aus der Integrity-Baureihe an -- das kleinste davon ist der RX4640-8 mit vier Prozessorfassungen, der sich mit vier mx2-Modulen, die jeweils zwei Itaniums aufnehmen, auf bis zu acht Prozessoren aufrüsten lässt. Im Vier-Prozessor-Ausbau liegen die einzelnen Prozessoren des Systems in den SPEC-CPU2000-Benchmarks int_2000 und fp_2000 in Bezug auf die Base-Werte etwas vor dem Konkurrenten IBM Power5 mit 1,9 GHz (int_2000, fp_2000), doch beim Durchsatz (Rate-Werte) hat der IBM p595 mit vier Power5-CPUs die Nase bei Ganzzahl-Operationen (mit 74,4 zu 72,5 Punkten) leicht und bei Gleitkomma-Berechnungen (mit 125 zu 77,9 Punkten) sehr deutlich vorne. Auch im Datenbank-Benchmark TPC-C liegt ein Power5-System mit vier Prozessoren vor dem RX4640-8 mit vier Itaniums, doch letzterer bietet hier das bessere Preis/Leistungs-Verhältnis.

Mit OpenVMS 8.2, Red Hat Linux Advanced Server mit Kernel 2.6 (bis zu 16 Prozessoren), HP-UX 11iv2 und Microsoft Windows 2003 Server, Enterprise Edition stehen zurzeit vier Betriebssysteme für die Itanium-Server bei HP zur Auswahl, nach Firmenangaben läuft auf 35 Prozent der ausgelieferten Systeme Windows. Für Linux schon jetzt und ab dem zweiten Quartal 2005 auch für HP-UX soll es Virtualisierungs-Werkzeuge geben, ab dem zweiten Halbjahr ist eine "Sub-CPU-Partitionierung" mit Unterstützung für mehrere Betriebssysteme geplant -- ob das Funktionen sind, die nur auf Systemen mit dem kommenden Multicore-Itanium-Kern namens Montecito funktionieren werden, der auch deutliche Leistungssteigerungen bringen soll, bleibt dabei offen. Mit höherer Performance, Simultaneous Multithreading (SMT) und ausgefeilterer Partitionierung rückt der kommende Itanium 2 jedenfalls näher an den IBM Power5 heran -- bei wahrscheinlich deutlich günstigerem Preis.

Im laufenden Jahr will HP auch die fehlertoleranten NonStop-Server von den bisherigen MIPS-CPUs auf die neue NonStop Advanced Architecture (NSAA) mit Itanium-Prozessoren umstellen.

Mit Servern und Zubehör (wie Storage-Systemen) rund um die Integrity-Baureihe hat HP nach eigenen Angaben im Geschäftsjahr 2004 rund 1 Milliarde US-Dollar Umsatz erwirtschaftet -- im Vergleich zu den bisherigen Investitionen und der Zusage, jährlich eine weitere Dollar-Milliarde in die Itanium-Systeme zu stecken, erscheint dieses Summe aber nicht sonderlich hoch.

Den bei den Itanium-Systemen noch fehlenden kommerziellen Erfolg feiert HP nach eigener Einschätzung zurzeit bei den IT-Produkten für kleine und mittelständische Unternehmen (Small and Mid-Size Business, SMB). Zum Beleg zieht HP IDC-Zahlen heran, wonach im vierten Quartal 2004 der weltweite Marktanteil des Unternehmens bei x86-PCs und -Servern 15,7 Prozent erreichte und bei Druckern 38,9 Prozent. Der gebündelte HP-Marktanteil in beiden Kategorien beträgt demnach 26,8 Prozent, HP schätzt seinen zugehörigen Umsatz-Anteil für das Geschäftsjahr 2004 auf ungefähr 24 Milliarden US-Dollar ein. Diese Meldung steht im Zusammenhang mit der kürzlich angekündigten Zusammenlegung der Drucker- und PC-Sparten des Unternehmens, wodurch man Dell besser Paroli bieten möchte. (ciw)