Hartz-IV-Software: Alles neu im neuen Jahr?

Die Bundesagentur für Arbeit (BA) überlegt Medienberichten zufolge, im kommenden Jahr die von ihr eingesetzte Software A2LL zur Berechnung des Arbeitslosengeldes II abzusetzen.

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Von
  • Detlef Borchers

Die Bundesagentur für Arbeit (BA) überlegt Medienberichten zufolge, im kommenden Jahr die von ihr eingesetzte Software A2LL zur Berechnung des Arbeitslosengeldes II abzusetzen. Das webbasierte A2LL soll entweder durch eine komplette Neuentwicklung oder durch eine funktionierende Software ersetzt werden, die in den Optionskommunen eingesetzt wird. Als Favorit soll dabei eine Software der Hertener Firma Prosoz gelten, die diese für die so genannten Optionskommunen entwickelt hat. Diese Kommunen haben sich dafür entschieden, die Auszahlung des Arbeitslosengeldes in eigener Regie zu übernehmen. Sie setzen unterschiedliche Softwarepakete zur Verwaltung der Arbeitslosen und Berechnung der ALG-II-Zahlungen ein. Die dabei auflaufenden Daten dürfen jedoch nicht in das A2LL-System einfließen, da der Zugriff auf diese Software durch Optionskommunen gesetzlich untersagt ist.

Prosoz hatte ursprünglich zusammen mit dem Generalunternehmer T-Systems auch die Entwicklung von A2LL betrieben, geriet dann aber mit eben diesem Auftrag in finanzielle Schieflage und wurde von T-Systems aus dem Vertrag ausgelöst, wobei die A2LL-Programmierer zu T-Systems wechseln konnten.

T-Systems wie die BA wollen zu den Berichten keine Stellung nehmen. Gegenüber dem Handelsblatt sagte ein Sprecher der Bundesagentur lediglich, dass man gehört habe, dass die Software in den Optionskommunen gut laufe. Gegenüber heise online betonte T-Systems-Sprecher Rainer Knirsch: "T-Systems hat die Software in diesem Jahr kontinuierlich um neue Programmteile erweitert, die das Bearbeiten von Anträgen für das Arbeitslosengeld II weiter erleichtern. Wir arbeiten mit Hochdruck an den übrigen Funktionen der bestehenden Software weiter. Darauf konzentrieren wir uns."

Auslöser der neuerlichen Berichte um eine grundlegende Neuorientierung der Software-Architektur bei der Bundesagentur weg von einer webbasierten Lösung hin zu einer lokal laufenden Software, wie sie die Optionskommunen betreiben, ist offenbar FDP-Generalsekretär Dirk Niebel. Er greift in seinem Weblog seit einiger Zeit die Zentrallösung der BA an und fordert eine Umstellung auf eine dezentrale Lösung. Niebel zufolge beharrt die BA auf einer zentralen Lösung, weil es eine Frage der Ehre sei, die Softwarearchitektur zu verteidigen. Würde sie in Frage gestellt werden, "so wäre offensichtlich, dass wir die Behörde nicht brauchen", meint der FDP-Politiker.

Zu den mit der Arbeitsmarktreform verbundenen Datenschutzaspekten und den Problemen mit der Hartz-IV-Software siehe auch:

(Detlef Borchers) / (jk)