Hotspot über den Wolken

Die Lufthansa bietet wieder satellitengestütztes Breitband-Internet auf Langstreckenflügen an. Das gemeinsam mit Panasonic Avionics und der Telekom entwickelte neue FlyNet-Programm können Journalisten derzeit auf dem Weg nach New York testen. Ein Live-Bericht.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Position: Irgendwo über dem Atlantik. Höhe: 36.000 Fuß. Außentemperatur: minus 46 Grad Celsius. Der Airbus A330-300 auf dem Weg nach New York ist rappelvoll. Mit an Bord rund ein Dutzend Journalisten aus Europa und Nordamerika, die einen Tag vor dem offiziellen Neustart des FlyNet-Programms der Deutschen Lufthansa überprüfen können, ob Konzernchef Wolfgang Mayrhuber Wort bei seinem Versprechen gehalten hat, künftig säßen die eigenen Fluggäste wieder "in der Königsklasse der Kommunikation".

Rückblende. Für die Lufthansa war der 17. August 2006 ein schwarzer Tag. Denn an diesem Donnerstag verkündete der Flugzeugbauer Boeing, dass der Breitband-Internetdienst "Connexion by Boeing" aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt und abgewickelt werde. Mehrere hundert Millionen Dollar schrieb der US-Konzern damals in Folge ab, weil sich einfach nicht genügend zahlende Connexion-Kunden finden ließen. Was aber nicht unbedingt an der Lufthansa lag.

Nach dem Connexion-Jungfernflug einer Lufthansa-747 im Januar 2003 und dem Start des auf den Namen FlyNet getauften Angebots im Regelbetrieb im Mai 2004 ließ das Unternehmen in der Folgezeit insgesamt 69 Langstreckenmaschinen umrüsten, verpasste ihnen kleine Buckel auf dem Rücken zur Abdeckung der beweglichen Satellitenantenne, baute bis zu fünf WLAN-Stationen pro Flieger ein – und nahm das Lob von FlyNet-Kunden entgegen, die sich über Real-Bandbreiten von über 2 MBit/s im Download freuten.

FlyNet (8 Bilder)

FlyNet im Flug LH400

Auf dem Flug LH 400 nach New York setzt die Lufthansa eine A330-300 von Airbus ein. Der kleine Buckel... (Bild: heise online / Peter-Michael Ziegler)

Und das zu Preisen, die sich schon damals kaum von denen unterschieden, die für kommerzielle WLAN-Zugänge auf dem Boden verlangt werden. So kostete etwa ein Transatlantik-Pauschalticket knapp 30 Dollar, was bei einem Nonstop-Flug nach Chicago nicht einmal 4 Dollar pro Stunde machte – das Sheraton-Hotel am Frankfurter Flughafen verlangt aktuell 9 Euro für 60 Minuten WLAN-Surfen im Zimmer. Vier Jahre lang musste die Lufthansa schließlich warten, bis gemeinsam mit Panasonic Avionics und der Deutschen Telekom ein Relaunch des FlyNet-Programms gestartet werden konnte.

Und der Relaunch ist gelungen. Selbst eine Horde von Journalisten, die zuvor angekündigt hatte, die ersten transatlantischen World-of-Warcraft Inflight-Championships austragen und gigabyteweise iTunes-Videos herunterladen zu wollen, hat es bislang nicht geschafft, das System in die Knie zu zwingen. Zur Verfügung stehen den FlyNet-Nutzern zusammen derzeit zwar nur rund 10 MBit/s im Down- und 500 kBit/s im Upload – aber kein einziger Wackler beim Streamen von YouTube-Videos, Songs über Grooveshark oder Live-TV. Auch der Versand von DSLR-Bildern klappte gut.

Die Antennen-Hardware haben die Techniker vom ersten FlyNet-Projekt übernommen, moderne EMS-Antennen sollen nur die Maschinen erhalten, die neu mit Breitband-Internettechnik ausgerüstet werden. "Was wir aber getauscht haben, ist die Modemtechnik im Flugzeug", erklärt der CEO von Panasonic Avionics, Paul Margis. Dadurch lasse sich die verfügbare Bandbreite auf den Ku-Band-Transpondern der Intelsat-Satelliten viel effektiver nutzen als früher. Panasonic bietet im Rahmen seiner Global Communication Suite neben schnellem Breitband-Internet (eXConnect) zwar auch GSM-Mobiltelefoniedienste (eXPhone) im Flugzeug an – doch in diesem Punkt stößt man bei der Lufthansa auf taube Ohren.

"Im Interesse unserer Kunden werden wir die Sprachtelefonie auch bei FlyNet nicht gestatten", verdeutlicht Christian Körfgen, Leiter des Bereichs Produktmanagement und Innovationen bei der Lufthansa. "Wir wissen, dass wir VoIP etwa über Skype nicht immer technisch unterbinden können, aber eine Aufforderung des Kabinenpersonals, dies zu unterlassen, wird reichen." Erlauben will die Lufthansa den eXPhone-Dienst nur für den Versand oder Empfang von Textnachrichten; der Start ist für die erste Hälfte 2011 geplant, die Abrechnung übernimmt der Partner AeroMobile.

Für die Abrechnung der Breitband-Internetdienstleistung ist hingegen die Deutsche Telekom zuständig, die heute auch die offiziellen Preise für die Nutzung der neuen Inflight-Hotspots bekannt gab: Ein FlyNet-Tagesticket kostet demnach 20 Euro, ein Stundenticket 11 Euro. Wer nur kurz eine Mail abschicken will, kann 10 Minuten Online-Zeit buchen, die dann mit 1,80 Euro zu Buche schlagen. Das Einloggen erfolgt wie bei einem anderen öffentlichen Hotspot. Bis Januar können Kunden das neue FlyNet-Programm, das sukzessive auf das gesamte Langstreckennetz der Lufthansa ausgedehnt wird, auf drei Transatlantikstrecken übrigens kostenlos nutzen. (pmz)