IDF Peking: Nachfolger des Atom Z500 für Embedded Systems heißt Tunnel Creek
Ein System-on-Chip mit dem Codenamen Tunnel Creek soll die zwei Jahre alte Prozessorfamilie Atom Z500 im Bereich der Embedded Systems beerben.
Während Intel mit Atom N450, N470, D410 und D510 bereits die Nachfolger der 2008 präsentierten "Diamondville"-Prozessoren für Netbooks und Nettops vorgestellt hat, ist die ebenfalls vor zwei Jahren unter dem Codenamen Silverthorne eingeführte Baureihe Atom Z500 noch im Rennen. Der in Verbindung mit dem Ein-Chip-"Chipsatz" US15W alias Poulsbo als Menlow-Plattform ursprünglich für "Mobile Internet Devices" (MIDs) gedachte Prozessor kam dort nie wirklich zum Einsatz, erfreut sich aber bei Herstellern von Industrie-PCs, Embedded Systems und ultrakompakten Notebooks wie dem Sony Vaio P großer Beliebtheit.
Die Atom-Z500-Familie soll nun offenbar mehrere unterschiedliche, jeweils höher integrierte Nachfolger für verschiedene Einsatzbereiche erhalten. Über die Plattform Moorestown für MIDs und Smartphones spricht Intel schon seit Jahren – deren Atom-Prozessor trägt den Codenamen Lincroft. Nun hat Intel mit Tunnel Creek ein System-on-Chip (SoC) mit Atom-Rechenkern angekündigt, das vor allem auf Embedded Systems zielt. Auf dem IDF in Peking hat Intel dazu nicht viel mehr verraten, als dass der Chip einen Atom-Kern enthält und PCI Express (PCIe) direkt anbindet. Anhand von Informationen von Linux-Treiberentwicklern und einer mittlerweile nicht mehr auf dem Advantech-Server zugänglichen Präsentation lassen sich aber weitere Details einschätzen.
Tunnel Creek gehört demnach zur Plattform Queensbay; das eigentliche Atom-SoC soll in Standardversionen mit 600 MHz sowie 1,0 oder 1,3 GHz Taktfrequenz erscheinen. Auf dem Chip sind demnach – wie bei Atom N400 und D400/500 – ein Grafikkern, ein Speicher-Controller und ein PCIe Root Complex enthalten.
Bei der Tunnel-Creek-GPU handelt es sich aber anscheinend nicht um GMA-900- oder GMA-3150-Kerne, sondern um einen Nachfolger der von PowerVR zugekauften GMA 500, die den bei Smartphones gängigen Standard OpenGL ES unterstützt. Anders als der US15W sollen neue I/O-Hubs auch Serial-ATA-Laufwerke direkt anbinden können. Die Angaben zu Tunnel Creek in diesem PCI-ID-Verzeichnis lassen darauf schließen, dass vier PCIe-Ports vorhanden sind. Der zugehörige Southbridge-Chip heißt anscheinend Topcliff und enthält laut PCI-ID-Verzeichnis wohl einen Gigabit-Ethernet-MAC, einen SATA-AHCI-Controller, einen SDIO-Controller sowie die üblichen USB- und PCIe-Schnittstellen.
Anders als Moorestown beziehungsweise Lincroft im Zusammenspiel mit der Southbridge Langwell, die nicht mit einem herkömmlichen PC-BIOS kooperieren, dürfte Tunnel Creek/Queensbay "normale" (Windows-)Betriebssysteme booten können. Wie die Spekulationen um Oak Trail in dieses Bild passen, lässt sich aus den offiziellen Intel-Angaben bislang nicht klären.
Intel sieht als typischen Tunnel-Creek-Einsatzbereich auch Autos; in künftigen Fahrzeugen von BMW und Mercedes sollen Atom-betriebene Infotainment- und Navigationssysteme von Harman stecken; Audi setzt hingegen auf den Nvidia Tegra. Atom-SoCs sollen aber etwa auch immer häufiger in Geräten der Unterhaltungselektronik zu finden sein, etwa Fernsehern mit Internetanschluss, auf denen dann auch MeeGo-Apps laufen könnten. Tunnel Creek würde wohl auch gut in manche Internet-Tablets passen.
Zum Intel Developer Forum in Peking siehe auch:
- "Alle" Betriebssysteme sollen auf Atom-Geräten laufen
- Mehr Details zu Intels Prozessorgeneration Sandy Bridge
(ciw)