ISS-Ende: NASA sucht Vorschläge für Raumfahrzeug, das Absturz steuert

Geplant war, dass die ISS Ende des Jahrzehnts mit russischer Technik zum Absturz gebracht wird. Nun sucht die NASA aber zu Hause nach einer Alternative.

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Die ISS gesehen aus dem Space Shuttle Endeavour

(Bild: NASA)

Lesezeit: 3 Min.

Die NASA bittet die Industrie um Vorschläge für ein Raumfahrzeug, dass Ende des Jahrzehnts an die ISS ankoppeln soll, um später den kontrollierten Absturz der Internationalen Raumstation zu steuern. Das geht aus einer Bitte um Eingaben (RFI) der hervor, die die US-Weltraumagentur jetzt öffentlich machte. Bis zum 9. September sollen dazu fähige Unternehmen nun angeben, wie sie ein solches Gefährt entwerfen, entwickeln, bauen, starten und um All steuern würden, um die riesige Station sicher über dem Südpazifik abstürzen zu lassen. Es soll so schnell wie möglich einsatzbereit sein, aber spätestens ein Jahr vor dem für Anfang 2031 geplanten ISS-Ende an die Station andocken.

Mit der Anfrage wird es für die Pläne zum Ende der Raumstation nicht nur ernster, es wird auch deutlich, dass sich die US-Weltraumagentur nicht auf Technik aus Russland verlassen will. In einem "Übergangsplan" für das ISS-Ende hatte es Anfang des Jahres noch geheißen, dass dafür mindestens drei russische Progress-Raumfrachter benötigt würden. Jetzt plant die NASA, dass die Station mit existierender Technik auf eine Höhe von 150 Kilometern abgesenkt wird, bevor das Raumfahrzeug für die Entfernung aus dem Orbit mit einer finalen Zündung der Triebwerke dafür sorgt, dass das immense Gebilde auch wirklich da abstürzt, wo keine Gefahr besteht. Die Schubkraft müsse deswegen ausreichen, um die 450 Tonnen um mindestens 47 Meter pro Sekunde zu bewegen.

Das zu entwickelnde Raumfahrzeug müsse in der Lage sein, mindestens ein Jahr in einem Ruhemodus an der ISS angedockt zu bleiben, verlangt die NASA. Dabei müsse die Raumstation sowohl bewohnt als auch leer sein können. Außerdem ist es eine Voraussetzung, dass das Vehikel autonom agieren kann, wenn das nötig ist. Es sei unabdingbar, dass das Raumfahrzeug unter allen Umständen funktioniert. Es müsse einen Schub von mindestens 3236 Newton liefern können, heißt es in den Anforderungen der US-Weltraumagentur.

Den aktuellen Plänen zufolge soll die Internationale Raumstation bis 2030 bewohnt bleiben, die dafür nötigen Transportflüge hat die NASA bereits bei dem Raumfahrtunternehmen SpaceX bestellt. Wenn die letzte Crew im Herbst 2030 die Station verlassen hat, soll sie bereits so weit abgesunken sein, dass es kein Zurück mehr gibt. Ist dieser "Point of no Return" unterschritten, wird es dem Plan zufolge ziemlich schnell gehen. Im Januar 2031 soll die ISS auf den Raumschiffsfriedhof im Südpazifik stürzen. Die NASA lässt sich aber eine Hintertür offen, das zu entwickelnde Raumschiff soll nicht nur einen möglichen früheren Absturz begleiten können, sondern einen eventuellen späteren Termin.

(mho)