In-App-Abo-Verweigerung: Apple wollte Netflix "bestrafen"

Der Videodienst umgeht seit 2018 Apples App-Store-Provision von bis zu 30 Prozent. Laut interner E-Mails hat das Apple sehr verärgert.

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Videoportale: EU-Parlament schreibt Netflix & Co. 30 Prozent europäische Werke vor

(Bild: REDPIXEL.PL/Shutterstock.com)

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Im Großprozess zwischen Epic Games und Apple um ein mögliches App-Store-Monopol kommen immer mehr Details ans Licht, wie der iPhone-Konzern mit anderen Firmen agiert. In E-Mails, die im Rahmen der Verhandlung aufgetaucht sind, geht es etwa um Netflix und seine seit 2018 umgesetzte Weigerung, den Dienst auch als In-App-Abo zu verkaufen.

Dies hatte der Streamingriese bereits im Jahr 2018 beschlossen. Seither können neue Kunden oder solche, die ihr Abo komplett erneuern, nur noch direkt bei Netflix kaufen – das spart dem Unternehmen die an Apple zu zahlende bis zu 30 Prozent der Gebühr betragende Provision. Laut der internen Apple-Schreiben hatte Netflix Ende 2017/Anfang 2018 einen A/B-Test durchgeführt, mit dem geprüft werden sollte, welche Auswirkungen ein Ende der In-App-Kaufoption hätte.

App-Store-Business-Management-Direktor Carson Oliver schrieb im Februar 2018 eine E-Mail an andere Apple-Manager, in der er fragte, ob man nun "Strafmaßnahmen" gegen diesen Test durchführen solle. Als Beispiel nannte er die Einschränkung von redaktionellen Hinweisen für Netflix-Inhalte im App Store ("Featuring") – und das "global". Oliver plante sogar, dies ohne Wissen des Streamingdienstes zu tun. "Und wenn ja, sollten diese Strafmaßnahmen gegenüber Netflix kommuniziert werden?", schrieb er.

Netflix wollte durch die Maßnahme nicht nur Provision sparen, sondern auch ein anderes Problem umgehen: Offenbar sorgen In-App-Abos für eine größere Rate an Nutzern, die den Dienst abbestellen. Apple macht es Abokunden sehr leicht, einen Service zu beenden – man muss nur einen Schalter in den Systemeinstellungen umlegen.

Später probierte es Apple zudem mit Zuckerbrot und Peitsche: Im Juli 2018 machte der Konzern Netflix das Angebot, dessen Inhalte deutlich besser zu bewerben. So gab es "mehr Featuring als bei jedem anderen Partner" ("35+ Stories weltweit"), was zu einer Erhöhung der Konversionsrate um bis zu sieben Prozent führte. Auch sollte Netflix mit Apple-TV-Geräten im Paket angeboten werden. Weiterhin wurde dem Dienst Apples "Video Partner Program" angeboten, dieses bietet erheblich bessere Konditionen bis hin zu eigenen Bezahldiensten. Selbst auf Apple.com wollte der Konzern Netflix stärker erwähnen "wenn passend". Trotz all der Maßnahmen entschied sich Netflix letztlich gegen Apple: Seither müssen Nutzer ihr Abo außerhalb der App erwerben.

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(bsc)