In Südkorea startet Handy-TV via DMB im Regelbetrieb

Die drei größten Sender des Landes bieten bis zu sieben Video-, dreizehn Audio- und acht Datenkanäle per terrestrischem Digital Media Broadcasting. Bis Jahresende ist der Empfang auf den Großraum Seoul beschränkt.

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Von
  • Sven-Olaf Suhl

Südkorea drückt beim Empfang von Fernsehprogrammen auf Handys und anderen mobilen Endgeräten weiter aufs Tempo. Die drei größten Sender des Landes nahmen am Donnerstag weltweit als erste den Regelbetrieb für die terrestrische Übertragung von Daten und Fernsehbildern auf der Grundlage der DMB-Technik (Digital Multimedia Broadcasting) auf, meldet dpa. Bereits im Mai feierte Südkorea mit dem Beginn des kommerziellen Betriebs für Satelliten-DMB Premiere. In Deutschland gibt es für das "Handy-TV" bislang weder Anbieter noch Infrastruktur. Als Übertragungsstandard steht neben dem aus Asien stammenden DMB auch das leistungsstärkere Format DVB-H zur Wahl. So setzt Handy-Weltmarktführer Nokia bei dem für Mitte 2006 angekündigten ersten Serienhandy N92 mit Fernsehempfänger auf DVB-H.

Der südkoreanische Staatspräsident Roh Moo Hyun rief das Land dazu auf, die Technologie der digitalen Multimedia-Ausstrahlung zu einer Schlüsselindustrie auszubauen. Der Markt könne es in den nächsten fünf Jahren auf einen Wert von zwölf Billionen Won (etwa 9,9 Milliarden Euro) bringen. Allerdings halten sich die koreanischen Mobilfunkgesellschaften mit dem Marketing von bereits verfügbaren Handys für den terrestrischen DMB-Empfang noch zurück, weil sie zurzeit noch Verluste befürchten. Im Gegensatz zur Satellitenübertragung ist der Empfang der DMB-Signale über Antenne gebührenfrei.

Die terrestrische Übertragung von Fernsehprogrammen für Handys wird zunächst nur im Großraum Seoul möglich sein, bevor die Reichweite im nächsten Jahr landesweit ausgebaut werden soll. Die Technik kann beispielsweise auch in Laptops oder Navigationssystemen eingesetzt werden. Zunächst stehen sieben Video-, dreizehn Audio- und acht Datenkanäle zur Verfügung. Bei DMB handelt es sich um eine Erweiterung des Hörfunkstandards DAB (Digital Audio Broadcasting). Ob in Deutschland noch zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 das "Handy-Fernsehen" starten kann, erscheint ungewiss.

Da die für DVB-H geeigneten Frequenzen in Deutschland noch anderweitig genutzt werden, setzen die Landesmedienanstalten zunächst auf DMB-basierte Pilotprojekte. Diese sollen zunächst Aufschluss darüber geben, welche Angebotsformen von den Nutzern angenommen werden und welche Inhalteanbieter überhaupt bereit sind, in Handy-TV zu investieren. Marktforschern zufolge ist bislang nur jeder zehnte Westeuopäer willens, für Handy-TV-Dienste zu bezahlen. (ssu)