Indien: Lizenzpflicht für Elektronikimporte schreckt Apple und Co. auf
Premierminister Modi will mehr High-Tech lokal produzieren. Das hat Auswirkungen auf große Hersteller wie Apple, die selbst in Indien investieren.
Zahlreiche US-Technologiekonzerne haben vor einer neuen Maßnahme gewarnt, mit der die indische Regierung versucht, die Produktion lokaler High-Tech-Güter anzukurbeln. Die Administration unter Premierminister Narendra Modi hatte Anfang August überraschend beschlossen, Güter wie Desktop-PCs, Notebooks, Tablets, Server oder Komponenten für Rechenzentren nur noch dann ins Land zu lassen, wenn für diese eine explizite Importlizenz vorliegt. Dies führte dazu, dass Unternehmen wie Apple, HP oder Samsung keine neuen Geräte mehr einführten. Mittlerweile wurde die Maßnahme zwar wieder aufgehoben und die Umsetzung auf November verschoben – dennoch gibt es weiter massive Kritik an der Idee.
Angst vor Exporteinbruch und Problemen in der Lieferkette
In einem Brandbrief an die US-Regierung äußerten sich nun Industriegruppierungen wie der Information Technology Industry Council, die National Association of Manufacturers und die Semiconductor Industry Association mit Mitgliedsfirmen wie Apple oder Intel zur aktuellen Lage. In dem Schreiben, das der Finanznachrichtenagentur Bloomberg vorliegt, heißt es gegenüber dem US-Handelsministerium, der Schritt der indischen Regierung könnte "den Handel erheblich stören, die Bemühungen um eine stärkere Integration Indiens in die globalen Lieferketten behindern und Unternehmen und Verbrauchern in beiden Ländern schaden".
Kritik gibt es auch an der Plötzlichkeit der Maßnahme. Die Industrievertreter fordern ein "vorhersehbares regulatorisches Klima". Heißt: Die Maßnahme könnte Indien als verlässlichen Handels- und Lieferkettenpartner in Zweifel ziehen, wenn der freie Warenverkehr unterdrückt wird. Die indische Regierung entgegnet, man werde das Lizenzregime vereinfachen und es sei möglich, diese innerhalb minimal eines Tages zu erhalten. Derzeit sind die Zollbehörden dabei, gestoppte Importe wieder zuzulassen – es geht dabei um Milliardenwerte.
Indien: Große Hoffnungen bei Apple
Apple hatte erst kürzlich damit begonnen, weitere Großinvestitionen für eine Produktion seiner Geräte durch Auftragsfertiger auf dem Subkontinent vorzunehmen. Zudem wurde bekannt, dass das iPhone 15 direkt zum Produktionsstart auch aus Indien kommen soll – und nicht mehr wie gewohnt nur aus Fabriken in China. Apple soll zudem nahezu im Alleingang dafür gesorgt haben, dass die High-Tech-Exporte aus Indien um Milliarden US-Dollar anstiegen, da dort mittlerweile rund sieben Prozent der iPhone-Fertigung erfolgen
Gleichzeitig erhofft sich der Konzern aber auch, Indien als neuen großen Markt zu erobern. Tatsächlich wächst das Geschäft dort deutlich. Dazu muss es Apple aber auch möglich sein, seine nach wie vor zumeist aus China kommenden Produkte möglichst problemlos zu importieren, um sie dann über Vertriebspartner oder – seit kurzem – eigene Ladengeschäfte und Online-Kanäle zu verkaufen. Eine mit Auflagen verbundene Lizenzpflicht kommt hier sehr ungelegen.
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(bsc)