Infineon tritt aus Arbeitgeberverband der Bayerischen Metall- und Elektroindustrie aus

Unmittelbar zuvor hatten sich in Baden-Württemberg Arbeitgeber und Gewerkschaft auf einen Kompromiss im Tarifstreit der Metall- und Elektroindustrie geeinigt, der Gehaltserhöhungen von 4,2 Prozent vorsieht. Die VBM-Kündigung wird heute um 24 Uhr wirksam.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Der Münchner Chipkonzern Infineon tritt mit sofortiger Wirkung aus dem Arbeitgeberverband der Bayerischen Metall- und Elektroindustrie (VBM) aus. "Wir haben uns diese Entscheidung nicht leicht gemacht, sehen jedoch im Blick auf den von uns angestrebten wirtschaftlichen Erfolg unseres Unternehmens keine Alternative", erklärte Finanzvorstand und Arbeitsdirektor Marco Schröter am späten Mittwochnachmittag. In der gegenwärtig angespannten Marktsituation habe der Vorstand der Infineon Technologies AG beschlossen, im laufenden Geschäftsjahr (Ende: September 2009) keine Gehaltserhöhungen für Tarifmitarbeiter vorzunehmen.

Unmittelbar zuvor hatten sich in Baden-Württemberg Arbeitgeber und Gewerkschaft auf einen Kompromiss im Tarifstreit der Metall- und Elektroindustrie geeinigt. Die rund 800.000 Beschäftigten im Südwesten bekommen danach vom 1. Februar 2009 an 2,1 Prozent mehr Geld, schon zwei Monate später erfolgt eine weitere Erhöhung um erneut 2,1 Prozent. Außerdem soll es für die Monate November 2008 bis Januar 2009 eine Einmalzahlung von 510 Euro geben. Der neue Tarifvertrag soll für 18 Monate bis zum April 2010 gelten. Insgesamt summieren sich die Lohnsteigerungen auf 4,2 Prozent.

Die IG Metall war mit einer Forderung von acht Prozent mehr Entgelt für die Beschäftigten in die Verhandlungen eingestiegen, der Arbeitgeberverband Südwestmetall hatte 2,1 Prozent mehr Lohn und Gehalt für 2009 plus Einmalzahlungen angeboten. Da Infineon offenbar davon ausgeht, dass der Tarifabschluss in Kürze auch von anderen Tarifgebieten wie Bayern übernommen wird, zog der Konzern kurzerhand die Reißleine: Mit dem sofortigen Austritt aus dem VBM wird die Kündigung heute Nacht um 24 Uhr wirksam. Die ausgehandelten neuen Konditionen betreffen das Unternehmen also nicht mehr.

Von dem VBM-Austritt verspricht sich das Unternehmen künftig mehr Flexibilität bei der Anpassung von Gehältern an die "Zyklizität des Halbleitermarktes": In wirtschaftlich erfolgreichen Zeiten seien nun überdurchschnittliche Gehaltsanpassungen möglich, in schwierigen Situationen könne ein teilweiser oder gänzlicher Verzicht auf Gehaltssteigerungen umgesetzt werden. Derzeit leidet Infineon massiv unter hohen Abschreibungen bei der Speicherchiptochter Qimonda und der schwachen Konjunktur insbesondere in der Automobilbranche. Der Konzern hatte daher im Sommer den Abbau von 3000 Stellen angekündigt. (pmz)