Informations-Striptease für sichere Verkehrsinfrastrukturen

Zum Herbsttreffen der Innovationsplattform "Sicherheit von Verkehrsinfrastrukturen" haben die vom Forschungs- und Bildungsministerium geförderten Projekte ihre Zwischenergebnisse nach einem Jahr Arbeit präsentiert. Während die früheren Tagungen der Innovationsplattform sich mit technischen Fragen beschäftigten, wurden diesmal die "gesellschaftswissenschaftlichen Dimensionen" berücksichtigt.

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Von
  • Detlef Borchers

Zum Herbsttreffen der Innovationsplattform "Sicherheit von Verkehrsinfrastrukturen" haben die vom Forschungs- und Bildungsministerium geförderten Projekte ihre Zwischenergebnisse nach einem Jahr Arbeit präsentiert. Die verschiedenen Projekte sind thematisch in Arbeitsgruppen für Luft-, Schienen-, Straßen- und Bahnverkehr zusammengefasst worden, die die jeweiligen Bedrohungszenarien analysieren.

Während die früheren Tagungen der Innovationsplattform sich mit technischen Fragen beschäftigten, wurden diesmal die "gesellschaftswissenschaftlichen Dimensionen" berücksichtigt. Das Impulsreferat kam von Stefan Strohschneider, Professor für interkulturelle Kommunikation an der Universität Jena. Er untersucht im Rahmen des Orgamir-Projekts Organisations- und Komunikationsprobleme der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS). Das Thema ist höchst aktuell, da im Zuge der Einführung des Digitalfunks viele Leitstellen von Polizei, Feuerwehr und Rettungskräften zusammengefasst werden.

Strohschneider beschäftigte sich damit, wie die Wahrnehmung von Kontrolle, die Vorhersagbarkeit von Angriffen und die natürliche Affiliation von Menschen die drei Faktoren bilden, aus denen sich das Sicherheitsbewusstsein der Passagiere in einem Bahnhof oder einem Flughafen zusammensetzt. Einfacher gesagt: Menschen akzeptieren stärkere Kontrollen in dem Maße, wie es das Versprechen gibt, dass kein Böser durchkommt.

Allerdings gibt es nach Strohschneider Grenzen für den dabei immer stärker ausgebauten Informations-Striptease. Durch die technischen Innovationen müssten diese Grenzen zwischen Staat und seinen Bürgern neu ausgehandelt werden. In der anschließenden Diskussion zitierte Strohschneider den Forschungsstand der Kriminalistik, die Fragezeichen hinter viele Projekte setzt: "Täter werden nicht abgeschreckt. Der planende Täter akzeptiert die Sicherheitstechnik und sucht Lücken, dem 'ungeplanten Täter' ist die Situation unklar und egal."

Zum Sommertreffen 2010 der Innovationsplattform soll ein Positionspapier erarbeitet werden, das Handlungsempfehlungen für die Politik geben und Innovationshemmnisse analysieren soll. Mit V-SICMA, ausgeschrieben "Sensibilisierungs-, Bewertungs- und Handlungstraining für Sicherheitsmaßnahmen in öffentlichen Verkehrsunternehmen" ist ein weiteres Projekt hinzugekommen: Feuerwehren und Rettungsdienste sollen mit interaktiven 3D-Simulationen auf ihre Einsätze vorbereitet werden, was kostengünstiger ist als Notfallübungen am Gerät. Insgesamt zeigt die aktuelle Bestandsliste, dass Deutschland gut gerüstet ist. (pmz)