Intel Automotive stellt Technik fĂĽr sparsamere E-Autos vor
Laut Intel stehen E-Autos dort, wo Laptops in den Anfangsjahren waren: mit großen, schweren Batterien und geringer Laufzeit. Neue Prozessoren sollen das ändern.
Autohersteller, die jahrzehntelang erfolgreich Verbrenner bauten, tun sich schwer mit E-Autos. Das zeigt nicht zuletzt die Volkswagen-Krise. Die Autosparte von Intel sieht das Problem vor allem darin, dass viele Hersteller bisher nicht vollständig auf eine Software-definierte Fahrzeugarchitektur setzen (Software-defined Vehicle), ein Fahrzeugdesign, dass vor allem seitens der Elektronik gedacht wird.
Statt ein Verbrennerauto zu elektrifizieren, sollten die Entwickler das E-Auto völlig neu denken, um Kosten zu reduzieren und die Reichweite zu erhöhen, sagte Intel-Automotive-Chef Jack Weast auf der CES in Las Vegas. Das Wichtigste am E-Auto sei die Energieeffizienz. Das betreffe nicht nur die Größe und das Gewicht der Batterie, sondern auch dessen Kosten.
Nach Ăśbernahme von Silicon Mobility im Januar 2024 sieht Intel sich nun offenbar in der Lage, eine umfassende Plattform fĂĽr E-Autos anzubieten, und geht damit in Konkurrenz zu etablierten Unternehmen wie Nvidia, Qualcomm und Mobileye.
Dabei fokussiert sich Intel Automotive auf drei Säulen: Software-definierte Fahrzeugarchitektur, intelligente Energieverwaltung und Software-definierte Zonencontroller, die Funktionen des Autos in Bereiche unterteilen, beispielsweise links und rechts jeweils sowohl vorne als auch im Heck.
Hardware fĂĽr sparsamere E-Autos
Ein Kernproblem sieht Weast in vielen autonom arbeitenden Systemen, die unnötig Energie verbrauchen, weil nicht alle ständig benötigt werden. Die Technikplattform von Intel Automotive soll die traditionell fragmentierten Ansätze der Fahrzeugarchitektur vereinheitlichen und damit effizienter gestalten.
Mit einem ganzheitlichen Ansatz könne das Auto einzelne Funktionen abschalten, beispielsweise die Klimaanlage im Winter oder die Bildschirme, wenn niemand im Auto sitzt. Funktionen, die sich im Stand-by befinden, arbeiten auf einer zentralen Recheneinheit energieeffizienter als auf vielen verteilten Systemen.
Adaptive Steuereinheit fĂĽr den Antriebsstrang
Die Intel-Chipfamilie der „Adaptive Control Unit“ ACU U310 soll die Systeme des Antriebsstrangs überwachen und effizienter gestalten. Damit ersetze sie fünf bis sieben Microcontroller.
Ăśber verschiedene Stufen gingen derzeit beim Laden jeweils 3 bis 15 Prozent der Energie verloren, sodass vom elektrochemischen Laden der Batterie ĂĽber Gleichspannungswandler bis hin zum Motor am Ende etwa 40 Prozent verloren gehe.
Wenn die Energie effizienter genutzt wird, produziert das Fahrzeug beim Laden zudem weniger Wärme, die dann wiederum nicht durch ein Kühlungssystem abgeführt werden muss.
Intel-SoC berechnet Reichweite kontextbezogen
Intels System on a Chip (SoC) steuert die gesamte IT im Fahrzeug. Das SoC soll den Energiehunger des Fahrzeugs zudem reduzieren, indem es Spannung und Steuerfrequenzen dynamisch an den individuellen Fahrstil und die StraĂźenbedingungen anpasst.
Die Energieverwaltung nutzt laut Intel Kontextinformationen, um die Reichweite zu kalkulieren. So haben Bergstrecken mit Steigung oder Gefälle, die Anzahl der Personen im Fahrzeug und Gegenstände im Kofferraum sowie die Außentemperatur Einfluss auf die Reichweite.
Intel Automotive in der Cloud
Die Intel-Technik im Fahrzeug soll mit einer kompatiblen Architektur in der AWS-Cloud zusammenarbeiten. Über den Cloudzugang zu Intel Automotives virtueller Entwicklungsumgebung sollen Entwickler komfortabel vom Laptop an ihrer Software arbeiten können, statt im Labor oder Büro an zusammengelöteten Komponenten, die später auch im Fahrzeug verbaut sind.
System-on-Chip fĂĽr KI im Fahrzeug
SchlieĂźlich macht der KI-Trend auch von der Autobranche nicht halt. Volkswagen stellte auf der CES 2024 beispielsweise die ChatGPT-Integration in Golf, Tiguan, Passat und ID.3 bis ID.7 vor.
Intel Arc B-Series Chip der zweiten Generation soll LLMs lokal ausführen, Funktionen generativer KI bereitstellen und fortschrittliche Spielegrafik berechnen, beispielsweise um die Kinder während einer langen Autofahrt auf der Rückbank zu bespaßen. Intel arbeitet mit Epic Games zusammen, um die Unreal-5-Engine ins Auto zu bringen.
Die neuen Chips will Intel Automotive im ersten Quartal 2025 ausliefern.
Heise Medien ist offizieller Medienpartner der CES 2025.
(akr)