Intel sieht Nachfrage schwinden

Die Chip- und PC-Industrie ist momentan offenbar nur noch für Hiobsbotschaften gut: Am gestrigen Donnerstag nach Börsenschluss folgte Intel diesem Trend.

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Von
  • Jürgen Kuri

Die Chip- und PC-Industrie ist momentan offenbar nur noch für Hiobsbotschaften gut: Am gestrigen Donnerstag nach Börsenschluss folgte Intel diesem Trend. Der weltgrößte Hersteller für Chips und Prozessoren schraubt seine Umsatzerwartungen zurück. Intel rechnet "angesichts der weltweiten Konjunkturabkühlung" und der davon betroffenen Nachfrage nach Personalcomputern für das vierte Quartal des laufenden Geschäftsjahrs mit einem niedrigeren Umsatz als bislang erwartet. Im dritten Quartal konnte Intel 8,7 Milliarden US-Dollar umsetzen – dies soll nun im vierten Quartal gleich bleiben – plus/minus ein paar Prozent. Eine Umsatzsteigerung von vier bis acht Prozent gegenüber dem dritten Quartal, wie bislang prognostiziert, sei keinesfalls mehr erreichbar. Immerhin will Intel weiterhin bei einer Bruttogewinnmarge von 63 Prozent liegen.

Der Konzern erklärte, größtenteils sei die korrigierte Umsatzerwartung auf unerwartete "umfangreiche Stornierungen" von Bestellungen durch PC-Hersteller zurückzuführen. Die nun herausgegebenen Erwartungen für das vierte Quartal würden bedeuten, dass dies das schlechteste letzte Quartal eines Geschäftsjahres für Intel seit Jahren wäre – bislang war das vierte Quartal vor allem durch den hohen Bedarf der PC-Industrie für das Weihnachtsgeschäft immer eines der stärksten. Und Börsianer sehen das Ende noch nicht erreicht: "Das wirft dunkle Schatten auf das erste Quartal", kommentierte ein Analyst gegenüber dem Wall Street Journal.

Intel ist damit die nächste in einer ganzen Reihe von Firmen, die zum Jahresende mit schlechten Nachrichten aufwarten. Gestern bereits musste Motorola verkünden, dass die Umsätze und Gewinne nicht den Erwartungen entsprechen würden und bereitete Belegschaft ebenso wie Investoren auf Entlassungen und den Verkauf von zwei Produktionswerken vor. Am Mittwoch schockierte Apple die Anleger mit der Nachricht, auf Grund der Flaute im Weihnachtsgeschäft und rückläufiger PC-Verkäufe zum ersten Mal seit drei Jahren ins Minus zu rutschen. Gateway hatte schon früher davon gesprochen, dass auf Grund des enttäuschenden Verlaufs des Weihnachtsgeschäfts rote Zahlen zu erwarten seien.

Offensichtlich hat sich die Hightech-Industrie schwer verschätzt: Die langsam abflauende Konjunktur in den USA schien sie nicht zu interessieren – durfte man doch davon ausgehen, dass der Ansturm der Verbraucher vor allem auf neue PCs, um ein nettes Geschenk unter dem Weihnachtsbaum zu haben, dies locker ausgleicht. Offensichtlich aber boomt zwar das Weihnachtsgeschäft – aber eben nicht in den klassischen Branchen, in denen die Hightech-Industrie sich die besten Verkäufe erwartete. Selbst Microsoft hat darunter schon zu leiden: Nachdem ein Analyst dem Software-Konzern auf Grund der Flaute zum Ende des Jahres geringere Gewinne als erwartet prophezeit hatte, stürzte der Aktienkurs ab. Obwohl Alan Greenspan die Börsen-Indices vorsichtig wieder nach oben geredet hatte, hielt dies nicht lange vor: Sowohl NYSE als Nasdaq fielen am gestrigen Donnerstag wieder; die Nachrichten von Intel verheißen nun nichts Gutes für die Investoren – genauso wenig wie für die PC- und Chip-Hersteller. (jk)