Internes Apple-Dokument zum iPhone: "Wir haben nicht, was die Kunden wollen"

In einer geheimen Präsentation schreiben Manager des Konzerns, warum die Firma dringend ein größeres iPhone auf den Markt bringen muss. Das Papier tauchte im aktuellen Patentprozess gegen Samsung auf.

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Apple ist sich bewusst, dass dem Konzern ein konkurrenzfähiges iPhone mit großem Bildschirm fehlt. Das geht aus einer im Rahmen des zweiten Patentprozesses gegen Samsung veröffentlichten internen Präsentation hervor. Manager des Konzerns schreiben dort ohne Ausflüchte, dass die Kunden etwas wollten, "was wir nicht haben". Demnach wachse der Smartphone-Markt vor allem in zwei Bereichen: dem Geschäft mit Geräten über 4-Zoll und ab 300 US-Dollar sowie, noch stärker, im Markt der Telefone unter 300 US-Dollar. Auf einer zweiten Folie ist nachzulesen, dass Kunden billigere Smartphones mit größeren Bildschirmen "am stärksten" nachfragten.

Probleme sieht Apple auch bei den Mobilfunkanbietern. Diese hätten ein "starkes Interesse" daran, das iPhone-Geschäft zu beschneiden. Die Geräte hätten bereits eine hohen Marktanteil, kosteten an Subventionen mehr und Apple habe für die Carrier "unfreundliche" Regelungen. Die Wettbewerber im Android-Segment hätten zudem ihre Hardware "drastisch verbessert" sowie "in manchen Fällen" auch ihr Ökosystem. Konkurrenten, womit Apple vermutlich Samsung mit seinem riesigen Werbeetat meint, steckten zudem "obszöne" Geldmengen in Reklame sowie in die Beziehungen zu Vertriebskanälen und Mobilfunkanbietern.

Auszug aus der internen Apple-Präsentation.

(Bild: Apple / Gerichtsunterlagen)

Die Präsentation, die vom US-Tech-Blog Recode als erstes veröffentlicht wurde, soll aus dem April 2013 stammen und die Planung für 2014 enthalten. Sie verweist auch auf das deutlich zurückgegangene Wachstum im iPhone-Segment. Apple-Marketingchef Phil Schiller sagte vor Gericht am Freitag allerdings, dass das Dokument "nicht ganz" seiner Meinung entspreche. Es repräsentiere nicht die "offizielle" Position des Konzerns.

Ebenfalls bekannt wurde, dass Apple sich über Samsungs aggressive Werbekampagnen für die Galaxy-Geräte Sorgen gemacht hat. Marketingchef Schiller soll sogar erwogen haben, der langjährigen Apple-Werbeagentur TBWA/Chiat/Day zu kündigen. Sie habe keine guten neuen iPhone-Anzeigen hervorgebracht, stattdessen Apple als "im Belagerungszustand" kritisiert. Apple-Chef Tim Cook soll Schiller geantwortet haben, dass er sich einen Wechsel durchaus vorstellen kann. "Wenn wir das tun müssen, sollten wir loslegen." (bsc)