Interview Robert Bösch: "Menschenfeindliches Gebiet"

Bergführer und Fotograf Robert Bösch schafft mit seiner Kamera kunstvolle Landschaften. Klingt nett, ist aber auch gefährlich. Er selbst warnt: Wer nicht bereit sei, in den Bergen zu sterben, sollte unten bleiben.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 1 Kommentar lesen
Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Kristin Haug
Inhaltsverzeichnis

Robert Bösch, geboren 1954 in Schlieren bei Zürich, fotografiert seit mehr als 30 Jahren Bergsteiger, Kletterer und Extremsportler. Er hat zahlreiche Bildbände herausgegeben – über viele Outdoorsportarten, aber auch über verschiedene Industriethemen. Als ausgebildeter Bergführer und immer noch aktiver Alpinist nimmt die Bergfotografie einen zentralen Platz in seinen Arbeiten ein. So bestieg er für einen Film- und Fotoauftrag den Mount Everest. In seinem Fotoband "Moments" stellt er Landschaften als Kunstform dar. Kristin Haug von seen.by hat ihn im im Januar 2014 getroffen..

Herr Bösch, von Jahr zu Jahr klettern immer mehr Menschen etwa auf den Mount Everest. Betreiben mittlerweile zu viele Leute Extremsport?

Robert Bösch: Es wird heute viel zu viel als Extremsport verkauft. Eine normale Besteigung des Mount Everest hat damit nichts zu tun, das ist, wie Reinhold Messner treffend sagt, reiner Tourismus.

Das denken Sie wirklich?

Bösch: Der größte Teil der Gipfelanwärter hat weder die Erfahrung noch das Können, einen größeren Berg selbständig zu besteigen. Die Sherpas rüsten den Everest jede Saison mit einer perfekten Infrastruktur aus. Die Gipfelstürmer steigen an den vom Basislager bis zum Gipfel gelegten Fixseilen in der ausgetretenen Spur hoch. Sie benutzen künstlichen Sauerstoff, sie legen sich in die vorbereiteten und mit allem notwendigen Material ausgerüsteten Zelte. Sie stehen auf, wenn man ihnen sagt, sie sollen aufstehen, und sie gehen soweit, bis sie auf dem Gipfel sind, oder bis ihnen jemand sagt, dass sie umkehren sollen. Oder bis sie einfach nicht mehr können. Das hat nichts mit Bergsteigen zu tun, wie ich es verstehe.