Interview mit Astro-Fotograf Eugen Kamenew

Seite 2: Auf der Jagd nach den ersten Plätzen

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Auf Ihrer Website sind zahlreiche Expeditionen zu Sonnenfinsternissen in den vergangenen Jahren aufgelistet. Wie finanzieren Sie diese Reisen?

Ich habe keine Sponsoren. Ich zahle das alles aus eigener Tasche. Das Preisgeld, das ich beim Wettbewerb bekommen habe, ist gering im Vergleich zu dem, was ich für die Expedition gezahlt habe.

Warum machen Sie das dann?

"Ein ikonisches Foto wurde erschaffen", so das Urteil der Jury des Fotowettberwebs Astronomy Photographer of the Year 2014.

Ich habe eine Philosophie – und das ist kein Größenwahn: Ich möchte die Welt mit meinen Fotos besser machen. Ich wollte einmal Kriegsfotograf werden, habe mich dann aber für die ästhetische Fotografie entschieden, weil sie eine positive Energie transportiert. Meine Fotos werden in einigen Menschen etwas auslösen und diese Menschen werden ihrerseits die Schönheit weitergeben. Außerdem habe ich den Anspruch, die Gegenwart für die folgenden Generationen zu konservieren. Den Massai-Krieger mit seinem Speer in meinem Foto wird es vielleicht in 20 bis 30 Jahren nicht mehr geben. Deshalb reiche ich meine Fotos auch bei Wettbewerben ein. Sie sollen geteilt und angeschaut werden.

Jagen Sie deshalb auch immer dem ersten Platz hinterher?

In unserer übersättigten Gesellschaft ist es eine fundamentale Voraussetzung, dass man den ersten Platz gewinnt, damit man in den Medien und dadurch auch von dem breiten Publikum überhaupt wahrgenommen wird. Erst durch die soziale Akzeptanz wird das visuelle Unikat zu einem ikonografischen Bild.

Würden Sie Fotos auch eigens für Fotowettbewerbe erschaffen?

Nein. Das Foto mit der hybriden Sonnenfinsternis und dem Massai-Krieger wäre auch so entstanden.