Starlink im Iran: US-Regierung bespricht Hilfe für Proteste mit Elon Musk

Seit Wochen protestieren Menschen im Iran gegen das Regime, das reagiert auch mit Internetsperren. Starlink von SpaceX könnte helfen, meint die US-Regierung.

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(Bild: SpaceX)

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Die US-Regierung prüft, ob und wie die Vereinigten Staaten dabei helfen können, rasch Antennen für das Satelliteninternet Starlink im Iran zu installieren. Das berichtet CNN und zitiert einen anonymen Beamten mit den Worten: "Wir haben den Fuß auf dem Gas, um alles in unserer Macht Stehende zu tun, um die Bestrebungen des iranischen Volks zu unterstützen." Im Weißen Haus wird Starlink demnach als einfach zu nutzende Technik gesehen, mit der die aggressiven Einschränkungen des Internets in der Islamischen Republik umgangen werden können. Es wäre nach der Ukraine bereits der zweite Rückgriff der USA auf Starlink in diesem Jahr, um anderswo grundlegende Kommunikationsmöglichkeiten anzubieten. Im Iran protestieren seit Wochen Menschen unter größtem Risiko gegen das Regime.

"Wir wollen Wege finden, um sicherzustellen, dass die Iraner und Iranerinnen mit ihren Telefonen und überall sonst ins Internet können", zitiert CNN einen Vertreter der US-Regierung: "Starlink ist eine Option, aber nicht die einzige." Nicht bekannt ist dem Bericht zufolge aber, ob die Regierung dafür bezahlen will, die Starlink-Antennen im Iran aufzustellen. Gleichzeitig gebe es aber weiterhin Sorgen über die Unberechenbarkeit von Elon Musk. Der hatte vor wenigen Tagen eine Diskussion über den Einsatz von Starlink in der Ukraine und die dabei anfallenden Kosten vom Zaun gebrochen und damit einmal mehr Zweifel an seiner Zuverlässigkeit ausgelöst. In Bezug auf den Iran gibt es aber noch weitere Unwägbarkeiten.

Im Iran demonstrieren Menschen seit Wochen gegen die Unterdrückung von Frauen und gegen die Islamische Republik insgesamt. Auslöser war der Tod der 22-jährigen Mahsa (beziehungsweise Jina) Amini in Polizeigewahrsam, nachdem sie wegen eines Verstoßes gegen die Bekleidungsvorschriften von der sogenannten Sittenpolizei festgenommen war. Das Regime geht weiterhin massiv und brutal gegen die Proteste vor, mutmaßlich Hunderte Menschen wurden dabei bereits getötet. Die Verantwortlichen in Teheran schränken unter anderem immer wieder das Internet ein, viele Kommunikationsdienste wie WhatsApp und Instagram sind gesperrt. Alternative Zugänge zum Internet über Starlink könnten hier Abhilfe schaffen, es gibt aber auch viele Risiken. Elon Musk hatte derweil schon Ende September behauptet, dass Starlink im Iran aktiviert worden sei.

Inzwischen gibt es bereits Berichte, denen zufolge immer mehr Starlink-Antennen in den Iran geschmuggelt werden. Bislang war aber unklar, ob sie dort eine Verbindung herstellen können, denn dazu ist es nicht nur nötig, dass Starlink-Satelliten in Sichtweite sind, die müssen gleichzeitig auch eine Bodenstation kontaktieren können. Inoffiziellen Karten zufolge gibt es keine, die in ausreichender Nähe liegen. Trotzdem gibt es immer mehr Berichte, denen zufolge stabile Verbindungen möglich sind. Auch heise online hat seit Wochen Kontakt zu einer Person, die in dem Land unterwegs ist und von verschiedenen Standorten im Nordwesten, Norden und Zentrum des Iran zuverlässig ins Internet kommt.

Karim Sadjadpour vom Think Tank CEIP (Carnegie Endowment for International Peace) spricht auf Twitter ebenfalls von Beweisen, dass die Antennen im Iran inzwischen funktionieren. Er weist darauf hin, dass auch Satellitenschüsseln in dem Land verboten sind, aber überall installiert seien. Laut CNN hoffen manche in der US-Regierung, dass Starlinks Antennen im Iran einmal genauso weit verbreitet sind wie die Empfänger für Satellitenfernsehen. Noch seien aber nur wenige Antennen im Iran aktiv, hatte Musk vor einigen Tagen getwittert.

Obwohl die technischen Voraussetzungen für einen Einsatz von Starlink im Iran damit offenbar gegeben sind, gibt es weiterhin Warnungen. So zitiert CNN den Experten Amir Rashidi, der darauf hinweist, dass es in dem Land an Wissen dazu fehle, wie man die Signale der Antennen verstecke. Anders als in der Ukraine, wo die Technik mit Zustimmung und Unterstützung durch die Behörden verteilt und installiert wurden, müsste das im Iran gegen den Willen der Regierung geschehen. Die Antennen brauchen aber eine Sichtverbindung zum Himmel und können anhand ihrer Signale gefunden werden. Von der US-Regierung unterstützte Initiativen seien zusätzlich riskant, weil das Regime Menschen, bei denen eine Starlink-Antenne gefunden würde, Spionage oder Arbeit für den Feind vorwerfen dürfte.

John Scott-Railton, der vor den mit einer Entdeckung der Antennen verbundenen Gefahr bereits in der Ukraine gewarnt hat, gesteht nun gegenüber CNN ein, dass der dortige Erfolg ein großer Marketingerfolg für Musks Firma ist. Die Frage, wie die Kommunikation im Iran geschützt werden könne, sei aber noch einmal eine ganz andere. Es bleibe schwer vorstellbar, wie die dortigen Ziele mit Starlink erreicht werden könnten: "Die Bemühungen sollten darauf basieren, dass man versteht, wie die Menschen im Iran kommunizieren, welchen Risiken sie ausgesetzt sind und mit welchen Technologien zur Umgehung der Zensur sie Erfahrung haben. Wir sollten uns engagieren, uns aber vor einfachen Patentrezepten hüten."

(mho)